Zitat von tivolino
„Wir haben beschlossen, dass wir grundsätzlich bis Winter mit meiner Person als Coach planen. Natürlich schauen wir parallel auch.“ (Reviersport,16.10.2022)
Ich kann euch gar nicht beschreiben, wie erleichert ich aufgeatmet habe, als ich dieses Hohl-Zitat jüngst im Reviersport las. Zeigt es doch, mit welcher Klugheit und Weisheit sich unsere Verantwortlichen auf alle Eventualitäten vorbereiten. Allerdings stellte sich mir unwillkürlich die Frage, wie das denn in der Praxis gehen soll mit diesem "Parallel-Schauen". Just als ich darüber sinnierte, ploppte mein Mail-Postfach auf, und ich fand eine anonym versandte Nachricht mit einem Anhang brisanten Inhaltes vor. Eine Audio-Datei offenbar aus dem engsten Führungszirkel unserer Alemannia!
Mir ist bewusst, dass ich diese Sache besser vertraulich behandeln sollte. Aber als Freund der Transparenz habe ich mich dennoch dazu durchgerungen, eine Wortlaut-Niederschrift der Datei zu fertigen und sie euch unter dem Siegel absoluter Verschwiegenheit zur Kenntnis zu geben. Es handelt sich um den geheimen Mitschnitt eines Telefonats zwischen unserem Geschäftsführer und Co-Sportdirektror Sascha Eller und dem hier immer mal wieder als heißem Trainer-Kandidaten gehandelten Uwe Koschinat (51, derzeit arbeitslos). Aber lest selbst:
Eller: Herr Koschinat?
Koschinat: Am Apparat. Wer stört?
Eller: Schön, dass ich Sie erreiche, lieber Herr Koschinat. Eller hier, Sascha Eller von Alemannia Aachen.
Koschniat: Heller? Der Name sacht mir nix.
Eller: Eller, Herr Koschinat, Eller ohne H. Ich war hier bei der Alemannia früher mal Kindertrainer. Aber aktuell bin ich der Kaufmännische Geschäftsführer und seit kurzem plötzlich auch noch 2. Sportdirektor. Wie das Leben so spielt! Geil, gell?! Treppe hochgefallen, wie man so schön sagt. Aber so ist das hier bei uns im Klömpchensklub, wenn man ein paar gudde Gumpels hat, hahaha.
Koschinat: Sehr lustig, und schön für Sie. Aber was wollen Sie denn jetzt eigentlich von mir, Herr Keller?
Eller: Eller, Herr Koschinat. Ohne K. Aber gut, dass Sie fragen. Also, es geht sich da eigentlich um Folgendes: Ich wollte bei Ihnen einfach mal ganz unverbindlich nachhorchen, ob Sie sich eventuell vorstellen können, in den Winterpause bei uns eventuell den Posten des Cheftrainers zu übernehmen.
Koschinat: Ich kann mir vieles vorstellen, wenn der Tag lang ist. UndCheftrainer klingt in den Ohren eines Uwe Koschinat natürlich immer gut - gerade jetzt, wo mir mal wieder die Decke auf den Kopf fällt. Aber wo spielen die Öcher im Moment eigentlich?
Eller: Regionalliga West, im Moment noch im Niemandsland der Tabelle. Aber es soll bald wieder aufwärts gehen.
Koschinat: Hmmm.Und was erwartet ihr da von mir?
Eller: Also, in der Rückrunde sollten Sie uns erst mal unter die ersten vier, fünf Mannschaften führen, aber so richtig knackig, mit feinem technischen Spektakelfußball. Das ist nämlich unsere neue DNA. Und nächste Saison würden wir dann gern von Anfang an unbedingt ganz oben mitspielen und am besten mit noch ganz viel mehr Spektakel eventuell auch spektakulär aufsteigen wollen, mindestens.
Koschinat: Kein Problem für mich, das krieg’ ich hin, wenn die Vergütung und die Aufstiegsprämie stimmen. Ich bin schließlich der Uwe Koschinat.
Eller: Prima, Herr Koschinat. Sie stünden also eventuell zur Verfügung?
Koschinat: Hab’s mir mal notiert. Aber warum in Gottes Namen ist bei Ihnen eigentlich jedes dritte Wort „eventuell“?
Eller: Gut, dass Sie fragen. Hätte ich fast vergessen, aber im Moment haben wir da noch so einen Interimstrainer mit einer Art Weiterbeschäftigungsgarantie im Erfolgsfall. Aber wenn das mit dem Typ nicht klappt, dann wären Sie dann eventuell unser Mann. Unser Mann für alle Fälle sozusagen, wenn’s der Hohl nicht bringt.
Koschinat: Kohl? Der Name sacht mir auch nix.
Eller: Nicht Kohl, Herr Koschinat. Seine Name ist Hohl, Helge Hohl. War früher mal Kindercoach in Walheim.
Koschinat: Und jetzt hat er die Lizenz zum Vielleicht-Weitermachen, hahaha. Na ja, wie gesagt, ich setz euch mal auf die Warteliste. Unter den gegebenen Umständen allerdings eher weiter unten. Ein Uwe Koschinat ist nämlich normalerweise nicht gern zweite Wahl. Aber weil ihr so lustig seid…und man soll ja bekanntlich niemals nie sagen.
Eller: Prima, Herr Koschinat. Ich darf Herrn Moberz also ausrichten, dass Sie eventuell nicht ganz abgeneigt wären?
Koschinat: Roberts? Was zum Teufel hat denn jetzt dieser Schlager-Futzi mit der ganzen Geschichte zu tun? Lebt der überhaupt noch?
Eller: Nein, leider nicht. Schon 2017 verstorben. Ein ganz Großer seiner Zunft war der, genau wie Sie, mein lieber Herr Koschinat. Aber den Chris Roberts meine ich ja gar nicht. Ich spreche von meinem Aufsichtsratsvorsitzenden, der bei uns nach Tagesform entscheidet, wer kommt und wer geht. Und der heißt auch gar nicht Roberts. Sein Name ist Moberz, Marcel Moberz.
Koschinat: Und der hat jetzt bei euch die Lizenz zum Feuern, hahaha.
Eller: Genau, Herr Koschinat, ich merke schon, wir haben den gleichen Humor, das passt mit uns, hahaha. Wir bleiben also auf Ihrer Liste, lieber Herr Koschinat?
Koschinat: Schau’n mer mal. Aber eines kann ich Ihnen schon mal zusagen: Ich werde bei meinem alten Kumpel Fuat, der nach meiner Erinnerung bei euch doch mal Trainer war, auf jeden Fall mal anklingeln und nachfragen, wie es sich denn so lebt und arbeitet bei der Alemannia.
Eller: Ach, tun Sie das lieber nicht, Herr Koschinat. Pure Zeitverschwendung. Der Kilic nimmt sowieso nicht ab. Der ist nicht so der kommunikative Typ. Mit uns hat der am Ende gar nicht mehr gesprochen.
Koschinat: Wie dem auch sei. Ich muss jetzt leider auflegen und meine 789 neuen Mails checken. Postfach quillt über. Alles Anfragen, vermute ich.
Eller: Verstehe, lieber Herr Koschinat. Ich will dann auch gar nicht länger stören. Wir bleiben jedenfalls in Kontakt, oder?!
Koschinat: Eventuell, Herr Scheller, eventuell…
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