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Alt 10.04.2013, 10:02
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Insolvenzeröfnnung - Ja oder Nein

Ungewöhnlich viele Besucher sah das WFH am Dienstagabend, als die IG zu einem ihrer Fantreffs eingeladen hatte. Verwunderlich war dies allerdings nicht, denn als Gäste waren der aktuelle Geschäftsführer der Alemannia GmbH sowie Vorstandsmitglieder des Vereins eingeladen, um die interessierten Besucher auf den neuesten Stand des laufenden Insolvenzverfahrens zu bringen.

Michael Mönig, zurzeit Geschäftsführer der Gesellschaft, skizzierte zu Beginn noch einmal den Ablauf der ersten Wochen seines Engagements in Aachen mit dem Resultat der Insolvenzanmeldung im Dezember letzten Jahres. Als ausgewiesener Fachmann und Kenner des erst gerade ein Jahr alten und reformierten Insolvenzrechts in Deutschland („dem modernsten in Europa“) beschrieb Mönig den Fans seinen geplanten Weg mit der Alemannia durch die Insolvenz mit dem Ziel der Sanierung in Eigenverwaltung.

Eine wichtige Frage ist dabei natürlich der Zeitpunkt der Eröffnung des Verfahrens, was den DFB-Statuten geschuldet ist. Wie inzwischen allseits bekannt, bedeutet die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens während einer Saison, dass alle Spiele nicht gewertet werden und die betreffende Mannschaft automatisch an das Ende der Tabelle gesetzt wird und damit als Absteiger in die nächsttiefere Klasse feststeht. Noch will die Alemannia genau dies verhindern, da immer noch die Chance auf den Klassenerhalt besteht. Doch aus den Worten von Mönig war ebenso herauszuhören, dass eine Eröffnung des Verfahrens dann sinnvoll erscheint, wenn es keine Chance mehr auf den sportlichen Klassenerhalt gibt.

Dieses Szenario fürchten nun schon seit längerem genau die Vereine, die gegen Alemannia viele oder gleich alle sechs Punkte geholt haben und diese dann verlieren würden. „Darauf kann und darf ich als insolvente Gesellschaft keine Rücksicht nehmen“, war die Aussage Mönigs dazu. Wobei diese Entscheidung nicht unser Geschäftsführer alleine treffen kann. „Ich werde den Hauptgläubigern nur aufzeigen wie sich der Unterschied zu einer sofortigen Eröffnung darstellt. Entscheiden müssen dann die Gläubiger.“ Aus seinen Worten war allerdings klar zu entnehmen, dass Mönig eine sofortige Eröffnung bevorzugen würde, da damit - trotz Aufrechterhaltung des Spielbetriebes - eine größere Kostenersparnis verbunden wäre. „Im eröffneten Verfahren hat man noch ganz andere Möglichkeiten wie zum Beispiel Sonderkündigungsrechte“, so der Insolvenzfachmann.

So kann es also gut sein, dass bei zwei Niederlagen gegen Rostock am Freitag und Dienstag im Nachholspiel in Erfurt, das Thema der Insolvenzeröffnung ganz akut werden wird.

Doch noch gibt es Hoffnung auf den Klassenerhalt und das Geld bis zum Ende der Saison sei laut Mönig auch da. Trotzdem müsse man realistisch gesehen von einer 4. Liga Saison in der kommenden Spielzeit ausgehen. Ob der DFB nämlich einer Rückübertragung des Spielrechts von der GmbH in den Verein zustimmt, um dann die Gesellschaft zeitnah ohne Konsequenzen für den Spielbetrieb abwickeln zu können, ist zurzeit völlig offen. „Wir haben dem DFB unseren Plan vorgestellt und um Prüfung gebeten.“ Diese Prüfung dauert zurzeit an, einen Klageweg schloss Mönig dabei aber aus.

Doch selbst die 4. Liga ist nicht gesichert. Neben sportlichen und finanziellen Problemen gibt es immer noch das Problem der Spielstätte für die kommende Saison. Inzwischen wurde klar, dass es in Aachen und Umgebung keine Alternative zum „Neuen Tivoli“ geben kann. Alleine schon die Sicherheitsbedenken verhindern ein Umziehen aus dem Sportpark Soers. Da die Alemannia aber nach der Insolvenz der Stadion GmbH nicht mehr Eigentümer ist, werden die Schwarz-Gelben davon abhängig sein, ob die neuen Eigentümer (in der Hauptsache die Stadt Aachen) dem Verein entgegen kommen und das Stadion unter solchen Bedingungen zur Verfügung stellen, dass „Luft zum Atmen bleibt“.

„Natürlich brauche ich in der 4. Liga nicht das komplette Stadion 365 Tage im Jahr mit all seinen Einrichtungen“, so Mönig und regte neue Nutzungsmöglichkeiten der Grundstückseigentümer an für weitere Erlöse neben der Alemannia. Neben Spielfeld, Tribünen und Logen für die Spieltage („Ich habe gelernt, dass Aachen der einzige Verein ist, der auch in der 4. Liga Logen und Businessplätze vermarkten kann“) liegt Mönig vor allem das Nachwuchsleistungszentrum am Herzen. Sicherlich müsse auch da gespart werden, aber darin liege auch die Zukunft der Alemannia. Man dürfe sich jetzt nicht allem berauben, was für die Zukunft des Vereins wichtig wäre, um auch wieder an höherklassigem Fußball zu denken.

Am 17. April findet eine Sitzung des Stadtrates statt, in der das Thema Alemannia und Stadionfrage auf der Tagesordnung steht. Ob es allerdings an diesem Tag zu einer Entscheidungsvorlage kommt, ist genauso möglich wie eine weitere Vertagung. Dem Vernehmen nach scheinen einigen Ratsmitgliedern die vorgelegte Zahlen immer noch nicht verlässlich genug zu sein. Die mehrheitliche Bereitschaft, dem klammen Verein bei der Stadionfrage entgegen zu kommen, ist allerdings existentiell. Ohne Lösung der Stadionfrage wird es kaum eine Zukunft für Fußball bei der Alemannia geben.
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