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Alt 30.08.2020, 19:12
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Zitat von p_pan Beitrag anzeigen
30.08.2020 Super Sonntag

Schwarz-gelber Scherbenhaufen

Wir schreiben den 17. August 2009. Es war ein sommerlicher Montag, und viele Fußball-Fans aus der Region können sich sicherlich noch lebhaft an dieses Datum erinnern. Es sollte der Startschuss zu einer erfolgreichen Zukunft der Alemannia werden, so lautete jedenfalls der Plan. Das erste Pflichtspiel auf dem neuen Tivoli vor ausverkauften Rängen und unter Flutlicht. Doch Gast St. Pauli hatte etwas gegen die schwarz-gelbe Party und bügelte die Alemannia humorlos mit 5:0 weg. Der Anfang vom Ende, denn aus dem Traum wurde ein Trauma. Und die Alemannia erholte sich von diesem Schock nie wieder.

Statt der Rückkehr in das Fußball-Oberhaus und eine glänzende finanzielle Perspektive durch das neue und moderne Stadion dümpelten die Aachener zunächst einige Jahre durch die 2. Liga, ehe der Komplettabsturz in die Regionalliga erfolgte. Die folgenschwere Finanzierung des Stadions, Fehleinschätzungen bei Transfers, unglückliche Entscheidungen in der Führungsebene und eine regelrechte Großmannssucht bereiteten den Nährboden für den Verfall des Vereins. Unzählige Manager, Geschäftsführer und Trainer gaben sich die Klinke in die Hand, konnten den sportlichen wie finanziellen Verfall aber nie stoppen. Zwei Insolvenzen, immer tiefere Tiefpunkte und nur noch ganz wenige Glanzlichter sind den Anhängern der Schwarz-Gelben in den vergangenen elf Jahren beschert gewesen. War der alte Tivoli früher für gegnerische Mannschaften ein Ort, der für Angst und Schrecken sorgte, so ist der neue Tivoli der reinste Selbstbedienungsladen für viele Teams geworden. Statt früher 20.000 an alter Stätte verlieren sich heute in der Regel gute 4.000 Menschen in der Arena. Für die 4. Spielklasse zwar immer noch beachtlich, aber knisternde Atmosphäre? Fehlanzeige!

An einem kleinen Beispiel kann man sehen, wie sich der deutsche Profifußball seitdem gewandelt hat. Im selben Jahr wie Aachens Debakel gegen St. Pauli wurde RB Leipzig gegründet. Mit aberwitzigen Summen wurde ein Fußball-Unternehmen aus dem Boden gestampft, das mittlerweile ein fester Bestandteil der 1. Liga in Deutschland geworden ist. Ein ungleicher Kampf, den die Alemannia gegen solche Retortenclubs niemals gewinnen konnte. Während im Osten jetzt Champions League gespielt wird, hat die Alemannia – auch, aber nicht nur aufgrund der Corona-Krise – das Wasser bis zum Halse stehen. Direkt um die Ecke, in Düren, schießt der nächste sportliche Konkurrent mit hohen Zielen aus dem Boden. Zwar mag der 1. FC Düren nicht einmal ansatzweise die finanziellen Ressourcen wie das Brauseimperium aus Fuschl am See haben, doch immerhin reichen das bisherige Geld und die sportliche Expertise aus, um als Fünftligist dem Viertligisten Alemannia im Mittelrhein-Pokal ein Beinchen zu stellen.

Wenn sich die Alemannia nicht schnellstens sammelt und die Kehrtwende schafft, ist das nächste mit einem Trauma verbundene 0:5 nicht mehr weit entfernt. Doch diesmal könnte der Gegner Rhenania Würselen lauten und aus der 2. Liga ist längst die Kreisliga geworden.

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Solange keiner der Großen hier in die Alemannia investiert, werden wir es nicht mehr nach oben schaffen. Da gibt es nichts dran zu deuteln.
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a.tetzlaff (30.08.2020), Malibonus (31.08.2020), Neverwalkalone (30.08.2020)