Thema: Fanszene
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Alt 03.12.2014, 12:44
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Zitat von Rawne Beitrag anzeigen
Zunächst möchte ich dir meinen tiefen und ehrlichen Respekt aussprechen. Wenn man deinen Argumentationsstil der letzten Beiträge mit deinen vorherigen Auseinandersetzungen mit denselben Usern vergleicht, ist das wesentlich schöner zu lesen.

In der Sache, harte Sanktionen gegen die Karlsbande zu fordern, bin ich weitgehend bei dir. Und auch ich bezweifle, dass das Fanprojekt in seiner momentanen Ausrichtung eine ernsthafte Lösungsmöglichkeit darstellt- ohne jetzt die Mitarbeiter kritisieren zu wollen, aber auch mit wesentlich mehr Budget war man in den vergangenen Jahren doch eher mäßig erfolgreich und ein großartiger konzeptueller Wandel ist für mich nicht erkennbar.

Dennoch möchte ich auf den Punkt Kollektivstrafen eingehen, die du in relativer Regelmäßigkeit forderst.

Ich kann deine Begründung solche Strafen gegen die Karlsbande als Gruppe zu verhängen, da sie Straftäter zumindest toleriert wenn nicht sogar unterstützt, nachvollziehen. Die Schonfrist für die Karlsbande ist abgelaufen und solange es dabei lediglich um einen Entzug der Privilegien im Stadion geht- also Fahnen-, Insignien-, Megaphon-, oder ein sonstiges Verbot- ist eine Bestrafung der Gruppe für das Decken von Einzeltätern mehr als angemessen.

Problematisch wird eine Kollektivstrafe erst, wenn wir über konkrete rechtliche Sanktionen gegen mehrere Mitglieder der Karlsbanden sprechen. Dabei geht es mir sogar gar nicht primär um die Frage der juristischen Machbarkeit. Hier muss ich ehrlich gesagt auf das Urteil anderer User vertrauen, da ich in juristischen Fragen über kein tiefergehendes Fachwissen verfüge.

Das Problem, auf das es mir in diesem Zusammenhang ankommt, ist, dass man der Karlsbande so eine Fluchtmöglichkeit in ihr kleines "Wir sind die armen Opfer"- Schneckenhaus ermöglicht. Anders ausgedrückt, trifft eine Kollektivstrafe auch nur einen, der an einem Vorfall unbeteiligt war, eröffnet man der Karlsbande die Möglichkeit sich zum Opfer zu stilisieren, das von den bösen Feinden um sich herum zu Unrecht bestraft wird. Ihre Stellungnahme von letztem Montag zeigt doch, wie die KBU nach so einem Ausrutscher von Seiten der Alemannia geradezu lechzt.

Ich glaube nebenbei, dass der momentane, bewusste Eskalationskurs der Karlsbande, anders kann diese Anhäufung von Vorfällen in den letzten Wochen ja kaum erklärt werden, eine solche unbedachte Reaktion provozieren soll.

Aus diesem Grund bin ich auch für einen strikten Dialog mit der Karlsbande, eine Forderung, die du in einem vorherigen Beitrag kritisierst, weil du sie nach so vielen Jahren nicht mehr hören kannst. Das kann ich durchaus nachvollziehen, aber erlaube mir auch in diesem Punkt meine Sichtweise zu erklären.

Es geht mir beim Dialogangebot nicht darum die Karlsbande wieder in die Mitte der Fankurve zu führen, sie quasi am Händchen zu halten um sie auf den richtigen Weg zu bringen. Ich glaube nicht, dass das überhaupt möglich wäre, so naiv bin ich dann doch nicht.

Auch beim Dialog ist das Ziel eine schonungslose und ehrliche Aufarbeitung der Fehlverhalten der Karlsbande und ein, wenn nötig, haarkleines Erklären der verhängten Strafen, damit man ihnen die Fluchtmöglichkeit in die Schatten der Unwissenheit versperrt.
Man kennt doch die Argumentationsstrukturen, die extreme Gruppen seit Jahren und Jahrzehnten für sich instrumentalisieren und die die Karlsbande in ihrer Stellungnahme benutzt, warum sollte die Alemannia sehenden Auges in diese Argumentation hineinlaufen?

Differenzieren heißt die Devise im Umgang mit der Karlsbande, differenzieren statt zu generalisieren, aber gleichzeitig auch differenzieren statt zu relativieren. Das mag mühsamer erscheinen als die auf den ersten Blick logischere "alle raus"- Lösung, aber ich bin davon überzeugt, dass das langfristig der erfolgversprechendere Lösungsansatz ist.
Zunächst mal danke für deine freundlichen Worte. Dabei hast du mich offensichtlich mißverstanden, weil auch ich von sogenannten Kollektivstrafen grundsätzlich nicht all zu viel halte, es sei denn, sie sind sauber und klar nachvollziehbar begründet im Hinblick darauf, dass es kein anderes Mittel gibt im Hinblick auf zb. eine notwendige Gefahrenabwehr. Letztlich geht es dabei immer um eine Abwägung von unterschiedlichen Rechtspositionen im dem Sinne, dass die Missachtung oder Einschränkung eines Grundrechtes, sagen wir mal zum Beispiel des Versammlungsrechtes oder des Rechtes auf uneingeschränkte Bewegungsfreiheit, damit begründet werden kann, wenn es um die Durchsetzung eines höheren Rechtes, sagen wir mal z.b. des rechtes auf körperliche Unversehrtheit geht.

Von daher stellt sich die Frage, wie die Alemannia als mitverantwortlicher Veranstalter einer Sportveranstaltung sicherstellen kann, dass zb. niemand von auswärtigen Besuchern in Bussen oder von Stehplatzbesuchern neben irgendwelchen Pyrohanseln verletzt wird oder um seine körperliche Unversehrtheit bangen muss. Erst recht aber, wenn nicht nur wiederholt, sondern vielmehr klar erkennbar, um nicht zu sagen vorhersehbar, dies ausgehend von einer bestimmten und identifizierbaren Gruppe betrieben wird im Sinne von geplanten Aktionen.

Und dabei spielt es dann ab einem gewissen Punkt auch keine Rolle mehr, ob diese Gruppe immer allein und ausschließlich nur als Ganzes, oder aber auch immer wieder "nur" einzelne und wechselnde Leute dieser Gruppe oder ihres Umfeldes an Übergriffen und Verstößen oder deren Planung und Absprache beteiligt sind. Ab einem gewissen Punkt, und ich denke, dieser Punkt ist nach vielen Jahren fortgesetzter Vorfälle mittlerweile erreicht, muß die Alemannia handeln und Maßnahmen gegen die gesamte Gruppe ergrefen. Warum? Weil die Gruppe der Alemannia keine andere Wahl mehr lässt und sie regelrecht dazu zwingt.

An dieser Stelle die Kommunikation mit der Gruppe einzufordern, nachdem sie nach Jahren von vergeblich versuchter Einbindung von Verein, Fan Projekt, Fan IG etc.pp. sich nie nachhaltig an irgendwelche Absprachen und Appelle gehalten und ihrerseits jegliche Kommunikation eingestellt hat und ablehnt, ist leider nicht mehr als die Umkehrung der Verhältnisse und macht letztlich nicht mehr als deutlich, dass man nur mit jemandem kommunizieren kann, der auch bereit ist, zu kommunizieren und bestimmte Realitäten anzuerkennen. Wer das neuerliche Pamphlet mit Forderungen und nicht mehr rational nachvollziehbarer Kritik an der Alemannia gelesen hat, merkt, dass die Alemannia keine andere Chance mehr hatte, als kollektiv gegen die Gruppe bezüglich Fahnenverbot etc.pp. vorzugehen und deutlich zu machen, wer Herr im Hause ist und wer die Regeln im Stadion festlegt. Und dass die Alemannia mit ihrem neuen Kurs richtig liegt.

Und schließlich bezüglich des von dir erhofften Dialoges, es ist nicht im Ansatz zu erkennen, dass eine schonungslose und ehrliche Aufarbeitung des Fehlverhaltens von Seiten der Karlsbande erfolgen wird. Warum? Weil sie gar nicht der Überzeugung sind, Fehler begangen zu haben. Und natürlich glauben, im Recht zu sein. Und solange das so ist, gibt es nicht nur keine Basis für einen solchen Dialog, solange wird es auch keinen solchen (erfolgversprechenden) Dialog geben. Letztlich ist der Ball jetzt bei der KBU, sich zu bewegen. Tut sie es, ist es gut, tut sie es nicht, ist sie für die Folgen selbst verantwortlich. Und um das klar zu sagen, ich wünschte mir, sie würden es tun.
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Rawne (03.12.2014)