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Alt 13.05.2021, 18:17
Franz Wirtz Franz Wirtz ist offline
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Ausrufezeichen Die Deutungshoheit kann/darf allein der Verein für sich beanspruchen ...

Zitat:
Zitat von ACUnited Beitrag anzeigen
Das sagt mein Vater - der nun wahrlich kein großer Fußballfan ist - bis heute auch ... schlimmer kann eine „Stadioneinweihung“ nicht sein. Für mich persönlich fing das ganze Problem schon früher an: Nach dem Wiederaufstieg in Liga 2 waren die ersten Jahre geprägt von Kampf und Leidenschaft, jedoch ohne wirkliches spielerisches Potenzial, was aber uns Fans auch nicht groß interessiert hat. Die Landgrafs, Schmidts, Lämmermanns und auch dann die Grilics und Meijers waren „Fußballer des alten Schlags“. ... Da gab es noch den 'Tivoli-Roaarr' und alle gegnerischen Mannschaften (auch Bayern) spielten hier nicht gerne.

Ich denke, dass das Umdenken im deutschen Fußball nach der verkorksten EM 2000 und die „Perspektive WM 2006“ uns nicht gut getan hat. Alle Spieler wurden plötzlich in Akademien, etc. ausgebildet, in denen aus meiner Sicht zwar das fußballerische Talent und insbesondere die Herangehensweise an den „Beruf“ Fußballprofi gefördert wurde, aber das Herz etwas auf der Strecke geblieben ist. ... Am Anfang, insbesondere aufgrund der Einnahmen in den Pokalen, sind wir da noch mitgeschwommen, da Alemannia selbst auf einmal Spieler hatte, die auch vom Spielerischen her top waren (Rolfes, Schlaudraff, Holtby); damit und auch mit den ständigen TV-Übertragungen der europäischen Topclubs sind auch die Erwartungen der Fans an die Spielweise der Alemannia gestiegen ... und von dieser Erwartungshaltung, die vor ca. 2005/2006 niemand hatte, können wir jetzt nicht mehr runter. Damals war Alemannia zwar „in“, aber das Herz, die Seele, war zu diesem Zeitpunkt bereits verkauft. ...

Natürlich war der Abstieg 2007 unnötiger als sonst was und wenn man sieht, wer sich alles seit Jahren in der BuLi hält (Mainz, Freiburg, Augsburg, etc.), Mannschaften, die früher höchstens mit uns auf Augenhöhe waren, dann hätten wir da auch zu gehören können. ...

Hierbei kommt dann aber wieder das alte „Alemannia-Problem“: läuft es gut, sonnen sich alle im Glanz und schachern um die Machtpöstchen; läuft es nicht gut, läuft es genauso, es sonnen sich halt nur viel weniger bzw. viel weniger „Potentielle“ (=Leute mit Kohle).

Schlimmer als aktuell kann es kaum werden und wenn es doch so kommt, dann schließt doch bitte den Laden ganz ab, ... das wäre kurz und knackig, aber auf Dauer meiner Gesundheit zuträglicher.
Zitat:
Zitat von Mott Beitrag anzeigen
Zitat:
Zitat von ACUnited Beitrag anzeigen
... Damals war Alemannia zwar „in“, aber das Herz, die Seele, war zu diesem Zeitpunkt bereits verkauft. ...
Dieser eine Satz fasst die ganze ******* punktgenau zusammen. Eigentlich hätte man die Hoffnung haben können, dass die Alemannia zu den ganz wenigen Vereinen in Deutschland hätte gehören können, die sich im ganzen Kommerzialisierungs- und Profesionalisierungsstrudel wenigstens in Teilen die eigene Identität hätte bewahren können. Prädestiniert dafür waren wir. So wie vielleicht Union Berlin, Dynamo Dresden oder St. Pauli. Und ganz nebenbei hätte uns das selbst unter nüchternen vermarktungsstrategischen Gründen besser zu Gesicht gestanden. Weil es uns eine lukrative Nische im ganzen Einheitsbrei hätte eröffnen können.

Wir haben es nicht hinbekommen. Weil Menschen an den Stellschrauben drehten, die diese Identität entweder nie verstanden hatten, zum Beispiel ein Thomas Korr. Oder weil ihnen diese Gossenidentität eines Tages zu eng und zu schmudedlig erschien, angesichts all des Glitters und Glamours, an dem man plötzlich teilhaben durfte. Wie zum Beispiel leider auch ein Jürgen Linden, Carlo Soiron und und und. Ach ja, und von einer gewissen Hybris dürfen wir, das Fußvolk, uns auch selbst nicht wirklich freisprechen. Auch wir hatten zeitweilig doch das Gefühl, dass nur der sky das limit wäre. Bodenhaftung sah anders aus.
Ließe sich das anscheinend verlorengegangene Leitbild heutzutage überhaupt noch verwirklichen? Eine identitätsstiftende Richtlinie kann nur vom Vereinsvorstand aus erfolgen.
  • Wie sollen grundsätzliche Vorgaben dauerhaft umgesetzt werden, wenn der Vereinsführung jedwede Fußball-Kompetenz abgesprochen wird und ein allgemein ungeduldiges Umfeld regelmäßig für 'Bohäj' sorgt?
  • Die einzig denkbare Chance der Regionalliga zu entkommen läge, jedenfalls nach Mehrheits-Meinung hier im Forum, in einer Investoren-Lösung. Adäquat zum Beteiligungsgrad ginge ein Verlust der Selbstbestimmung damit einher.
  • Nahezu alle rufen nach zusätzlichen Geldquellen, aber wäre Orientierung nicht dringender vonnöten?
Wer soll/kann diesen Konflikt auflösen?

PS:
„Irgendwo ist schwer zu finden!“ – Thomas S. Lutter
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„Sicher ist, dass nichts sicher ist. Selbst das nicht.“
Joachim Ringelnatz
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