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Alt 06.01.2015, 20:59
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Teil 1:
Also Aix Trawurst, wenn ich dich richtig verstanden habe, ist Deiner Ansicht nach der Staat der eigentliche Ausbeuter und nicht der Arbeitgeber? Und das nur, weil er sowohl vom Arbeitnehmer, als auch vom Arbeitgeber einen Teil zur sozialen Absicherung verlangt.


Wenn er das jetzt nicht verlangen würde, hätte ein Mindestlohnempfänger (MLE), wenn ich meine Beispielsrechnung heranziehe, ca. 280 Euro im Monat mehr zur Verfügung. Was wird er damit machen? Konsumieren, sparen oder sich selber sozial absichern, also sich privat Krankenversichern und privat für den Ruhestand sorgen.

Nehme ich die Bedürfnispyramide von Maslow als Grundlage, die zwar einen psychologischen Ansatz hat, aber sowohl in der VWL als auch in der BWL Anwendung findet, wird dieser MLE, den Großteil des Geldes in die unteren Bereiche stecken und sich dann eher den anderen Bedürfnisebenen zuwenden.

Die vom „Ausbeuter“-Staat übernommene Dienstleistung der sozialen Absicherung fällt also komplett weg und wird auch nicht vom „Nichtausbeuter“-Arbeitgeber übernommen. Vom Bruttolohn werden im Übrigen nur die Beträge prozentual an Sozialleistungen abgezogen, die jeder von uns zu zahlen hat. Sollte der MLE soweit denken und sich privat sozial absichern, so wird er auch für diese Leistung bezahlen müssen. Ob ihm dann mehr übrig bleibt, sei einmal dahingestellt.

Dann propagierst Du, dass der Staat mit einem Mindestlohn massiv in die marktwirtschaftlichen Prinzipien eingreift. Gleichzeitig forderst Du aber, dass der Staat bei Geringverdienern auf die Steuern und Sozialabgaben verzichtet. Das ist dann kein Eingriff in die von dir genannten marktwirtschaftlichen Prinzipien? Also ich finde Du widersprichst Dir hier massiv!

Inwieweit man dann noch von staatlicher Seite das Instrument der „negativen Einkommensteuer“ ausgestaltet, also z. B. den Steuerfreibetrag anhebt ist sicherlich diskussionswürdig. Ich hätte nichts dagegen geringe Einkommen steuerlich zu entlasten und die höheren Einkommen wieder stärker zu belasten.

Ist dir schon einmal der Gedanke gekommen, das tägliche Arbeit, und sei sie nur mit dem Mindestlohn vergütet, auch das Selbstwertgefühl steigert weil derjenige für sich selber sorgen kann und das so mancher Hartz4-Bezieher gerne tauschen würde?

Ich sehe die Problematik schon sehr stark bei den Arbeitgebern, nämlich bei den ganzen schwarzen Schafen, die gerade mal einen Lohn zahlen, welcher einem Arbeitnehmer dazu nötigt sein Einkommen aufzustocken, dies ist schlichtweg eine Kostenverlagerung auf die Allgemeinheit – das ist pervers!

Ich bin der Meinung, das man soviel mit seiner Arbeit verdienen sollte/muss, das man es erst gar nicht notwendig hat, staatliche Transferleistungen in Anspruch zu nehmen und die Zahlung solch eines Entgelts sehe ich als die Pflicht eines Arbeitgebers an. Die Höhe dieses Entgelts sollte dann durchaus so bemessen sein, das man auch am sozialen und kulturellen Leben teilnehmen kann und da gebe ich dir recht, sind knappe 51 Euro im Monat zu wenig. Und dabei spielt es auch keine Rolle, ob irgendwelche Steuern oder andere Abgaben auf diesen Lohn zu entrichten sind.

In Bezug auf Selbständige sehe ich es so, wenn jemand einen Mindestlohn nicht zahlen will oder kann, dann muss er sein Geschäft halt alleine bewirtschaften, so einfach ist dies und das machen ja zig Selbstständige. Das dies einen erhöhten Zeitaufwand mit sich bringt sollte einem auch klar sein, dem steht ja auch entgegen, das man nur sich selber Rechenschaft schuldig ist und letztendlich auch in die eigene Tasche wirtschaftet.

Zudem muss einem auch bewusst sein, das man mit der Selbständigkeit auch das unternehmerische Risiko zu tragen hat, genauso wie es einem Arbeitnehmer immer wieder passieren kann, das die wirtschaftliche Situation den Arbeitsplatz kosten kann.

Ein Selbständiger, der nicht von dem leben kann, was er erwirtschaftet, macht i. d. R. etwas falsch. Mögliche Faktoren, sind ist ein falsch gewählter Standort, das Produkt/die Denstleistung geht an den Bedürfnissen des Marktes vorbei, es wurde schlecht kalkuliert oder er ist schlicht und ergreifend ein schlechter Anwalt, Arzt, Bäcker, Metzger usw. und hat aufgrund schlechter Dienstleistung oder Ware keine Marktanteile.

Die Konsequenz nennt sich dann halt Insolvenz! Bei einem Arbeitnehmer bedeutet schlechte Leistung ja auch in der Regel Abmahnung und Entlassung – sprich Arbeitslosigkeit. Soll hier der Staat evtl. das existierende unternehmerische Risiko übernehmen? Wäre das dann nicht auch ein Eingriff in die marktwirtschaftlichen Prinzipien? Im übrigen partizipiert ein in die Insolvenz gegangener ehemaliger Selbstständiger auch von unserem Sozialsystem!

Wenn du schon schreibst, das jeder Arbeitnehmer sein Gehalt selber aushandeln kann, was spricht dann dagegen, das der bisher von dir propagierte selbständige Rechtsanwalt, dem weniger als der Mindestlohn übrig bleibt, sich in ein Arbeitnehmerverhältnis begibt? Er kann es ja frei entscheiden und sein Gehalt frei verhandeln.

Wie kommst du an 800 € +x für Hartz4-Empfänger? Soweit ich weiß liegt der Regelsatz bei 399 Euro. Die Kosten für Miete usw. sind ja, wie für jeden anderen auch, ein durchlaufender Posten.

Also macht letztendlich der Staat es nicht unbedingt verkehrt, sondern doch wohl eher die Arbeitgeber, weil sie keine gescheiten Löhne zahlen wollen.

http://www.mindestlohn.de/hintergrun...hne-in-europa/
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Quelle: ???
Ich bliev dich treu, ming Alemannia - ejal wat och könt, woe och ömmer vür stönt:
Vür weäde niemols ongerjoe!

Geändert von printenduevel (06.01.2015 um 21:03 Uhr)
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