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Alt 27.12.2016, 20:00
Franz Wirtz Franz Wirtz ist offline
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Zitat:
Zitat von Blackthorne Beitrag anzeigen
Wenn ich die Qualität der Beiträge unserer Daueroptimisten sehe, müsste mir Angst und Bange werden bei der Vorstellung, dass dahinter in Wahrheit die Alemannia-Größen bzw. Vertreter der Investoren stecken. Ein derart niedriges Niveau kann man denen aber guten Gewissens nicht unterstellen. Die Beiträge wären dann sicherlich etwas fundierter.

Was wäre wenn? ...

Aachen hat annähernd 250.000 Einwohner. Wieviele davon wahlberechtigt sind, lässt sich halbwegs zuverlässig vermuten. Was wäre, wenn ein Einziger dieser Wahlberechtigten sich aufmachte, um ein Bürgerbegehren gegen die weitere Subventionierung des Sportvereins Alemannia Aachen, insbesondere der ausgelagerten Profi-Fußball-GmbH zu initiieren?

Undank ist der Welten Lohn
Hier im Forum nimmt die Diskussion um „Sinn“ beziehungsweise „Unsinn“ eines mehrheitlichen Verkaufs der Alemannia Aachen-GmbH immer merkwürdigere Formen an. Insbesondere die Befürworter eines Verkaufs fordern immer forscher, dass die Gegner alternativ ein schlüssiges und in allen Belangen tragfähiges Alternativkonzept unterschriftsreif auf den Tisch zu legen haben. Dass diese, obwohl weder zuständig noch verantwortlich, sich tatsächlich auch bemühen, ehrt sie, bringt aber nichts, weil ihre durchaus nachvollziehbaren Sparprogramme generell als vollkommen abwegig und indiskutabel abgetan werden.

Ich halte es für angebracht die Diskussion wieder „auf die Füße“ und sich der Realität zu stellen. Selbstverständlich darf der Klub, wieviele Anteile auch immer, von seiner Profi-Fußball-GmbH verhökern. Wer allerdings glaubt, ein privatwirtschaftliches gewinnorientiertes Unternehmen kann in direkter Folge Nutznießer langjähriger städtischer Finanzhilfen sein, sollte sich selbst fragen, ob er wirklich weiß, was er da gerade fordert? Dieser Verkauf entpuppt sich bei näherer Betrachtung als weitere millionenschwere Belastung, auf Kosten wehrloser Steuerzahler.

Der Krug geht solange zum Brunnen, bis er bricht
Der Rat der Stadt Aachen hat doch gerade eben erst, 2013, eine diesbezügliche Lehrstunde erteilt bekommt bekommen. Anlässlich, der mit einer 2/3-Mehrheit gefällten Ratsbürgerentscheidung, - gegen den Bau der sogenannten Campusbahn, - wurde der vorher vom Rat der Stadt mit einer 91 prozentigen Mehrheit beschlossene Bau geradezu „vom Tisch gefegt“. Der Stadt gingen bei diesem 240 Millionen €-Projekt 130 Millionen € an Fördermitteln verloren. Neben der Alemannia-Pleite sorgten seinerzeit 100 weitere „Nackenschläge“ in Form zeitgleich eröffneter Baustellen innerhalb der Stadt für jene Stimmung, die es braucht, um derart geschichtsträchtige Geschehnisse stattfinden zu lassen.

Nüchtern betrachtet kauft Michael Kölmel nicht nur eine 80 prozentige Mehrheit an der Alemannia Aachen-GmbH, er kauft, - je nach Vertragsgestaltung, - vergleichsweise „für 'n Appel und 'n Ei“ zeitgleich den alljährlichen Betriebskosten-Zuschuss in Millionenhöhe. Er bietet, bildlich gesprochen, einen 20 €-Schein an und erhält zwei 50 €-Scheine zurück. Solche Wechsel-Geschäfte nennt man landläufig auch „Volksverarschung“. Brauchen die Ratsleute im Rathaus tatsächlich wieder eine diesbezügliche Nachhilfestunde in Sachen Demokratie? Derart „blind“ kann eigentlich keiner sein, die aufziehenden Gewitterwolken schon wieder nicht zu erkennen, aber nur zu, - die Rechnung kommt garantiert, - auch für den Klub. Sollte die Stimme des Volkes sich tatsächlich erheben, ist er anschließend für alle Zeiten, endgültig „weg vom Fenster“.

Ausnahmslos alle Fans beklagen das völlig heruntergekommene Image ihres Klubs innerhalb der Region. Bedauerlicherweise verbinden sie dieses tatsächlich gegebene Phänomen immer ausschließlich nur mit Fehlern anderer in der Vergangenheit. Dass das augenblicklich gegebene eigene Verhalten gleichermaßen dazu beitragen wird, die Kluft zwischen denen da draußen und dem Klub zu vergrößern, erkennen sie nicht.


PS:
Sperrfrist vor dem Bürgerentscheid​
Auszug Wikipedia: In einigen Bundesländern gilt zwischen erfolgreichem Begehren und Bürgerentscheid eine Sperrfrist, die es der kommunalen Vertretung verbietet, zum zur Entscheidung stehenden Thema Maßnahmen zu ergreifen. Insbesondere bei per Bürgerbegehren initiierten Bürgerentscheiden soll diese Regelung verhindern, dass die kommunale Vertretung noch vor der Abstimmung Fakten schafft und sich der Entscheid schließlich auf eine mittlerweile geänderte Ausgangssituation bezieht. (...)

Liest sich „irgendwie gefährlich“. Die im Rathaus wissen um dererlei Gefahren. Stellt sich die Frage, ob sie Grundrechte ihrer Bürgerschaft in verklausulierten Anhängen ausschließen können?

PPS:
Das Image des Traditionsvereins hat in den letzten zehn Jahren enorm gelitten, man könnte auch davon sprechen, es sei vollkommen „unter die Räder gekommen“:

Die „Erfolgsbilanz“ und der Ist-Zustand lesen sich entsprechend:
  • 1.Bundesliga ade
  • 2.Bundesliga ade
  • 70 Millionen €-Insolvenz zu Lasten der Steuerzahler
  • 3.Liga ade
  • Innerhalb der 4.Liga keinerlei realistische Aufstiegschance gegeben, trotz mietfreiem Riesen-Stadion und überdurchschnittlichen Zuschauerzahlen
  • Alljährliche Belastung des Aachener Haushaltes mit mindestens 2,5 Millionen € für Betriebskosten-Zuschuss
  • Zweite Insolvenz unmittelbar bevorstehend, falls kein rigoroses Sparprogramm gefahren wird
  • Langfristiges Verharren innerhalb der 4.Liga, sollte Sparprogramm greifen mit entsprechenden Auswirkungen auf weiterhin gegebene dauerhafte Bezuschussung der Betriebskosten
  • Nur noch unzureichende Führungskompetenz vorhanden
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„Sicher ist, dass nichts sicher ist. Selbst das nicht.“
Joachim Ringelnatz
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Aix Trawurst (27.12.2016), Blackthorne (27.12.2016), Tivoli-Paule (28.12.2016)