Einzelnen Beitrag anzeigen
  #2062  
Alt 09.01.2017, 14:35
Benutzerbild von Aix-la-Chapelle
Aix-la-Chapelle Aix-la-Chapelle ist offline
Foren-Urgestein
 
Registriert seit: 01.08.2007
Beiträge: 12.735
Abgegebene Danke: 4.095
Erhielt 9.796 Danke für 3.664 Beiträge
Zitat:
Zitat von Mott Beitrag anzeigen
Das ist meines Wissens eine viel zu lang gestrickte Legende. Der originale Tivoli hätte an alter Stelle anscheinend sehr wohl erneuert werden können (Modell St. Pauli). Ob das am Ende ein Neubau oder eine sehr weitgehende "Ertüchtigung" geworden wäre, wäre Auslegungssache gewesen. Zwar hätte man einige heftige Auflagen, unter anderem Sachen Lärmschutz, erfüllen müssen. Aber machbar wäre es wohl gewesen. Und unterm Strich wäre das immer noch billiger gekommen als der Palazzo Prozzo.

Nee, nee, im Nachhinein drängt sich schon der Verdacht auf, dass der Stadtspitze die lukrative Vermarktung des Filetgrundstücks an der Krefelder Straße enorm wichtig war.
Hätte hätte bringt uns aber nicht weiter. Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass früher, und zwar zu guten alten 2. Liga-Zeiten, viele viele gejammert haben, wir hätten mit dem zu kleinen Stadion einen enormen Wettbewerbsnachteil und wir bräuchten dringend ein größeres Stadion mit besserern Vermarktungsmöglichkeiten, um konkurrieren zu können und um wettbewerbsfähig zu sein.

Dass das an der alten Stelle wegen Emissionsschutzgesetzt, Lärmschutz, Abstandsflächen etc.pp. und entsprechender Auflagen am alten Standort nicht umsetzbar war, hat doch jeder gewußt. Schließlich gab es auch die ellenlangen Diskussionen bezüglich eines Umzugs nach Merzbrück und der notwendigen Parkplätze mit dem Ergebnis, den Standort zwar an der Krefelder Strasse zu belassen, allerdings ein Stück weiter stadtauswärts.

Und selbst bei den möglichen Stadionmodellen haben wir Fans mitentschieden und uns mehrheitlich für das, wie du es ausdrückst, Palazzo Prozzo Modell des guten Herrn Hellmich, ausgesprochen.

Dass das Ganze nicht funktioniert hat, liegt an der Tatsache, dass die Alemannia selbst als Bauherr auftreten musste mit aberwitzigen Zinskonditionen und einer jährlichen Zins-und Tilgungslast von über 5 Mio. und natürlich den Auflagen für ein riesiges und enorm teures Parkhaus.

Alles gebaut von einem Bauherr ohne einen Cent Eigenkapital, der sich den Eigenanteil dann als Fananleihe von den Fans geholt hat (Dass die Anleihen verbrannt worden sind und keiner auch nur einen einzigen Cent davon wiedergesehen hat, sei da nur am Rande erwähnt).

Um zu verstehen, dass das so nicht gut gehen konnte, mußte man dann wahrlich kein Finanzgenie mehr sein. Nein, ich behaupte, dass das allen Beteiligten letztlich klar gewesen ist, ausser vielleicht einigen Aufsichtsratherren und der völlig inkompetenten Geschäftsführung der Alemannia!

Die Rolle der Stadt sehe ich dabei dann im übrigen ähnlich kritisch wie du. Eigentlich hätte die Stadt, wie andernorts auch, selbst als Bauherr auftreten müssen. Und sie hätte von vorneherein erheblich bessere Zinskonditionen bekommen wie die Alemannia.

So aber ist das passiert, was eigentlich absehbar war. Und letztlich hat die Stadt ein Stadion, ein Parkhaus, ihre Vorstellungen von einem Sportpark Soers, einem neuen Wohnviertel mit Gewerbeflächen und neuem Wohnraum und von einem neuen repräsentativen Einfallstor Krefelder Strasse für die Stadt Aachen zu einem Dumpingpreis bekommen. Genau genommen für den Verlust von 19 Mio. Bürgschaft, den kolportierten 9 Mio. für Vorplatz und Umfeld des Stadions, den symbolischen Betrag eines Euro für Übernahme des Stadions plus den laufenden Unterhaltskosten.

Gegenzurechnen wären dann die Verkaufserlöse für die Baugrundstücke des neuen Wohnviertels, die zur Zeit sicherlich geringe Stadionmiete und die Mieteinnahmen von Spielcasino und Eventveranstaltungen.

Insgesamt gesehen ist die Stadt bei all dem doch noch recht gut davongekommen. Hätte sie allein Stadion, Stadionumfeld, Sportpark Soers, Parkhaus, Erneuerung Krefelder Strasse etc. pp. stemmen müssen, die Gesamtkosten wären mindestens im Bereich von 70-80 Millionen gelandet, wahrscheinlich eher noch höher.

Der einzige Schönheitsfehler, den die Stadt in der ganzen Angelegenheit gemacht hat, ist der, dass der überforderte Bauherr Alemannia in Folge pleite gegangen ist und heute kaum Stadionmiete zahlen kann, zumindest solange er weiter in der Regionalliga rumkrebst.

Allein deswegen bin ich im übrigen davon überzeugt, dass die Stadt den Kölmel-Forderungen in Sachen Stadionmiete nachkommen wird, um in Zukunft vielleicht doch noch mal mehr Stadionmiete bekommen zu können. Das aber nur am Rande.
__________________
Mit Zitat antworten
Folgende 6 Benutzer sagen Danke zu Aix-la-Chapelle für den nützlichen Beitrag:
a.tetzlaff (09.01.2017), Braveheart (09.01.2017), Captain_Kirk (09.01.2017), FussballgottAC (09.01.2017), Kleeblatt4TSV (10.01.2017)