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Alt 29.06.2012, 19:03
Pratsch-Gelb Pratsch-Gelb ist offline
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Auf ein neues...

Tja, kawumm! Aus der Traum. Die Fallhöhe ist beachtlich, die meisten verspüren einen Riesenkater...
Vor allem taktisch Interessierte wissen, daß die gemachten Fehler im nächsten Spiel - würde es denn morgen schon erneut stattfinden - mit unserem Kader kein 2.Mal gemacht würden. Das weiss erst recht Yogi und sein Stab. Hätte es unser Führungstor gegeben, ja dann wäre sogar ein hoher eigener Sieg möglich gewesen...

Es ist wie meist gegen die Squadra - wer schießt das erste Tor, nur wann und über welchen Weg? Dagegen steht stoische, italienische Verteidigungskunst, verbunden mit dem Erkennen eigener Möglichkeiten während des Spiels um dann jede zugelassene Option, aus Fehlern resultierend, eiskalt zu fahren... Bitte, meiner Meinung nach ist diese Variante eine "bequeme", da leichtere, als ein eigenes Offensivszenario zu kreieren. Das kann oder will der Italiener nicht, weil er das ihm über Jahre mit der Muttermilch erzogene am besten kann. Und zwar unvergleichlich gut!
Daher sieht Italien immer gut aus, wenn der Gegner "was macht". Italien ist der Weltmeister im Ausnutzen von "Gelegenheiten". Im umgekehrten Fall, siehe Irland, kam nichts und das Spiel wurde eine Eierei...

Die Niederlage schmerzt, weil sie nicht herbeigeführt wurde mangels Einsatz der Truppe (gut, es gibt immer Schwankungen), sondern weil eine geringe Anzahl individueller Fehler an diesem einen Tag ausreichten um in Rückstand zu geraten. Fehler, die ausschließlich im Können des Einzelnen zu suchen sind und nirgendwo sonst.
Dass die Taktik nicht die beste Wahl war ist ein anderer, nebenstehender Grund in der Analyse zu diesem Spiel. Sie begünstigte nicht zwangsläufig die italienische Offensive, sie passte jedoch nicht zu den eigenen Offensiv-Qualitäten (1. HZ) in der Zusammenstellung der Talente der auf dem Platz stehenden Spieler. Die Korrektur kam leider zu spät... bei einem dafür gefährlichen Zwischenstand.

Ein einziger "Kreisliga-Fehler" (Total-Blackout!) eines ansonsten zum Weltklasse-IV aufgestiegenen Hummels und ein "Kreisliga-Stellungsfehler" von Lahm reichten aus... um ein System in Frage zu stellen?

Was hat Cesare Prandelli "besser" gemacht als Yogi Löw?
Italien hat uns mit "unserem" System geknackt, aus der Tiefe nach Balleroberung schnell umzuschalten, da nur dann ausreichend Platz zum Konter vorhanden war. So spielten wir selbst in 2010 die WM. Zunächst defensiv sicher stehen und dann blitzartig und kontrolliert den Angriff binnen Sekunden zum Abschluß führen. Darin lag die Attraktivität und wir hatten für diese Spielweise die dafür geeigneten spielerischen Mittel. Die Zusammensetzung der Elf unter Berücksichtigung der individuellen Klasse des Einzelnen zum Wohle eines erfolgversprechenden Mannschaftgefüges kreiert das System, und nicht umgekehrt. Diesem Grundsatz folgte der italienische Coach. Was habe ich zur Verfügung, wie setze ich vorhandenes als Puzzle bestmöglich zusammen? Italiens Stärke ist immer zunächst die Neutralisierung der Stärke des Gegners, dann das Setzen eigener Stiche. Aber begünstigend wurden gestern Gegentore ausschließlich durch unsere Mithilfe ermöglicht.

Daher neige ich generell auch zu der Annahme, daß aktuell gelobte Systeme wie 4-2-3-1 nur dann "gut" sind, wenn die individuellen Fertigkeiten der Spieler darauf ausgerichtet werden können gespielt zu werden und nicht vom "Mainstream" als "in" vorgegeben zu sein.
Prandelli hat erkannt, daß seine Mannschaft, bestmöglich aufgestellt nach individuellen Stärken zu einem variablen 4-4-2 / 3-5-2 führt und seine ihm (nur) zur Verfügung stehenden Spieler dies so mit Erfolg im Kollektiv umsetzen können. Wen juckt da der "Ziffer-Code" des gegnerischen Systems...? Eine Garantie hatte er nicht für einen eigenen Torerfolg, aber eine größtmögliche Sicherheit geschaffen zunächst einmal gegen eine anerkannt gute Offensive kein Tor zu kassieren. Wenn auch mit Glück. Der Rest ist bekannt. Es hat funktioniert - ... wieder mal.

So ist nunmal der Sport, Freunde. Und das ist gut so. Außer uns können andere auch kicken. Gott sei Dank. Sonst wäre Fußball auf Dauer eintönig...

Auf ein neues...
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Der Sport hat die Kraft die Welt zum Guten für den Menschen zu verändern. (Nelson Mandela)

Geändert von Pratsch-Gelb (30.06.2012 um 10:47 Uhr)
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