Thema: Fanszene
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  #3317  
Alt 31.08.2012, 09:38
wampie
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Zitat von Aix Trawurst Beitrag anzeigen
Du lebst ja im hohen Norden weit weg vom Geschehen im Tivoli. Wenn ich das richtig in Erinnerung habe, dann hast du im neuen Tivoli gerade einmal 4 Spiele live erlebt. Und alle 4 vor der großen Eskalation mit den Gewaltexessen.

Das ist kein Vorwurf, sondern einfach eine Tatsache, dass Du also sozusagen auf Secondhand-Schilderungen und Eindrücke angewiesen bist um die Vorkommnisse beurteilen zun können. Mir selber geht das natürlich zum Teil gar nicht anders, auch ich bin nicht mehr regelmässig in Aachen und kann mir nicht jedes Heimspiel ansehen und habe also folglich auch keine Dauerkarte, komme aber zumindest wenigstens doch noch auf eine recht stattliche Anzahl von Spielen die ich vor Ort miterleben kann.
Und ich habe wenigstens auch ein paar persönliche Gespräche mit Mitgliedern der verfeindeten Gruppen haben können, wenn auch meist kurz. Und ich habe mir nach der Abspaltung der Ultras auch auf dem Traditionsabend Der Karlsbande mit Erik Meijer den ein oder anderen weiteren kleinen Eindruck und Einblick verschaffen können. Abgesehen von den Erlebnissen im Stadion und insbesondere in Saarbrücken.

Und so wie ich die jüngeren Beiträge im Forum lese wird sehr deutlich, dass Du Dich sichtlich auserordentlich über das was hier bei der Alemannia vorgeht empörst.

Nur den Eindruck den ich dabei Gewinne ist der, dass Du Dir aus oben genannten Grpünden auch nicht wirklich ein sehr umfassendes Bild von den Vorkommnissen machen konntest. Und Wenn du schreibst:
"Die Aachener Fans sehen das nicht als Rechts-Problem, sondern sind der Meinung jeglicher Extremismus gehört nicht ins Stadion. Deshalb sind sie auch nicht glücklich mit dem alleinigen Ausschluss einer Gruppe."

Dann zeigt dieser Satz, dass Du zumindest in zwei Punkten offenbar Fehlinformationen hast oder Fehleinschätzungen aufliegst.

Zum einen ist erst einmal überhaupt keine Gruppe ausgeschlossen worden. Es gab lediglich vereinzelte Stadionverbote für Gewalttäter. Das was Du als Gruppenausschluss bezeichnest ist lediglich ein Verbot Gruppensymbole der Karlsbande im Tivoli zu zeigen. Das ist etwas ganz anderes als ein Gruppenausschluss wie etwa in Köln mit der Wilden Horde geschehen, wenn ich da richtig informiert bin, soweit ich es verstanden habe hat die Gruppe dort als kollektives Hausverbot.

Es mag Korinthenkackerei sein aber diese Art von Genauigkeit ist leider von Nöten wenn man über die Vorfälle diskutiert und sie bewerten möchte. Und sie findet besonders in den Medien leider kaum statt. Es wird dort viel zu viel und viel zu leichtfertig pauschalisiert und skandalisiert.

Der nächste ungenaue Punkt in dem zitierten Satz ist der, dass Du sagst:"Die Aachener Fans sehen das nicht als Rechts-Problem" Das ist so auch nicht ganz korrekt. "Die Aachener Fans" sehen das Rechtsproblem das es unbestreitbar gibt, sie sehen es sogar sehr deutlich.
Zumindest in der Überwiegenden breiten Masse salopp gesagt halt "Die Fans".

Aber - und jetzt kommt der entscheidende Punkt, viele Fans (ich weiß selbstverständlich auch nicht wie groß der Anteil letztendlich ist) und besonders auch zahlreiche hier im Forum sehen den ganzen Ultrakonflikt eben nicht so, wie die Medien es immer wieder und wieder darstellen, als einen plumpen politisch motivierten Rechts- gegen Links Konflikt, sondern vielmehr als ein Problem zwischen Ultragruppen und dazu auch noch einigen Althools die man nicht vergessen darf, die sich vor allem auch wegen zahlreicher ganz anderer Dinge und Meinungsverschiedenheiten in den Haaren liegen und gegenseitig verkloppen als nur politische Ansichten.

Du magst diese Betrachtung des Konfliktes als Verharmlosung eines Problems mit Rechtsradikalen abtun. Ich sage stattdessen den Ultrakonflikt als Rechtsproblem zu bewerten wird der Sache nicht gerecht, weil es eine viel zu pauschale und simplifizierte Darstellung des ganzen ist.

Ich habe es versucht Dir und anderen in mehreren Postings meine eigenen Einschätzungen mehr als ausführlich darzulegen. Ich kann und will auch nicht behaupten, dass ich den Konflikt gänzlich verstehe oder dass meine Sichtweide richtiger ist als Deine. Aber ich denke zumindest schon, dass ich einen etwas besseren Einblick in die ganze Geschichte bekommen konnte als Du.

Bleib ruhig bei Deinen Ansichten, dass die Gewaltexesse ursächlich ein Rechtsproblem sind, damit liegst Du zumindest überregional und Deutschlandweit auch voll im Trend und sozusagen voll im Mainstream.
Aber tue denjenigen, die den Konflikt offenbar anders bewerten als Du, bitte wenigstens den Gefallen und sei so fair und unterstelle denen nicht die Sache zu verharmlosen.

Es könnte dann nämlich eventuell auch durchaus sein, dass sie der Wahrheit näher kommen als Du und dann müsstest Du Dir im Gegenzug quasi auch den Vorwurf gefallen lassen zu skandalisieren und aufzubauschen. Den möchte ich jetzt gar nicht als Vorwurf an dich aufbringen, weil ich ja auch ganz klar sehe, dass Du dich ausführlich und intensiv mit dem Thema auseinander setz.
Aber dennoch möchte ich Dich darauf aufmerksam machen, aus dem einfachen Grund um bei einer respektvollen und angemessenen Diskussion miteinander zu bleiben.
Denn zu behaupten diejenigen die Die Problematik anders einschätzen würden es ständig nur kleinreden und verharmlosen, das bringt nicht wirklich etwas zur Sache und in der Diskussion und führt dann irgendwann nur zur weiterem emotionalem aufheizen oder gar zu Threadschliessungen.

Meine feste Überzeugung ist jedenfalls die, dass die Karlsbande nicht als Kollektiv rechtsradikal ist, und das sich der Anteil derer die in der Gruppe rechtsradikal sind auf eine klare Minderheit beschränkt.

Wir reden laut Polizeieinschätzung etwa über 250 Mitglieder der Karlsbande und etwa 100 ACU. Zusammen also 350, dazu kommen dann natürlich noch die Supporter, keine Ahnung wie viele das sind, aber auch deren Anzahl hältb sich in Grenzen.
Wenn ich jetzt einfach mal diese 350 zerstrittenen Ultras zusammen als Zahl nehme und zu dem bisherigen Zuschauerschnitt in dieser Saison von 15981 Zuschauern pro Spiel in Relation setze, dann reden wir über 2,19% aller Stadionbesucher, wobei wie gesagt natürlich noch Supporter hinzu kommen

Bei einer fiktiven Wahl im Tivoli nach allgemeinen Maßstäben mit einer 5% Hürde aber 100% Beteiligung, würden die verfeindeten Gruppen alle zusammen als ganz eindeutig nicht einmal einen einzigen Sitz in einem fiktiven Alemanniaparlament bekommen können weil sie von der 5% Hürde deutlich entfert sind. Das einfach mal als Relation was für einen unbedeutend geringen Anteil aller Stadionbesucher der Konflikt unmittelbar betrifft.

Aber halb Fußballddeutschland ist irgendwie scheinbar dennoch der Meinung die Tribünen auf dem Tivoli wäre von Nazis unterwandert und regiert.

Bei aller Gefahr die von Rassismus und Rechtsextremismus ausgeht und bei aller Notwendigkeit diese entschlossen zu bekämpfen, aber ist das öffentliche Bild was in den Medien über die Alemannia so gemalt wird nicht vielleicht doch ein klein wenig skuril?

Und kann man das ganze Problem bei aller gebotenen Ernsthaftigkeit und Wichtigkeit der Thematik nicht dennoch auch ehrlich als das Behandeln was es eben einfach ist: ein Problem von und mit ausgesprochenen Randerscheinungen, denn nichts anders sind die Ultragruppen doch.
Danke, Danke ! Das beste Posting zu dem Thema!
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Rumburak (31.08.2012)