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Alt 27.03.2017, 09:52
tivolino tivolino ist offline
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Mein Gott, was bin ich doch für ein Naivling! Als ich gestern Abend auf der Startseite von AN-online die fette Schlagzeile "Insolvenz: Harte Kritik an Funktionären" las, dachte ich angesichts der jüngsten Ereignisse doch tatsächlich, dass es sich dabei nur um von wem auch immer geäußerte Kritik an denjenigen Funktionären handeln könne, die die Karre vor die Wand gefahren haben und die uns diesen Crash nun als geniales Überholmanöver im Stile eines Vettel oder Hamilton verkaufen wollen...

Jetzt kenne ich die kompletten Text und frage mich, wie ich so blöd sein konnte. Tatsächlich werden natürlich nicht die Versager kritisiert, sondern diejenigen, die es gewagt haben, öffentlich ein wenig Kritik an den Versagern zu äußern.

In dem Beitrag wird brühwarm über die gemeinsame Sitzung des Rest-Präsidiums und des Verwaltungsrates am Samstag berichtet. Und an Paulis Pranger landen die VR-Mitglieder Dirk Schlun, Horst Filbrich und - wenn auch namentlich nicht genannt - Max Baur. So habe es "sehr deutliche Kritik gesetzt" an einem Mitglied, das "seine Sicht der Dinge über die sozialen Medien verbreitet" habe. Gemeint ist wohl der Beitrag, den Max hier in Reaktion auf die Fanschelte-Erklärung des Ex-Aufsichtsrates veröffentlicht hatte:

http://www.alemannia-brett.de/forums...postcount=4392

Ausgerechnet unser honoriger Max, der hier immer und immer wieder auf die Verschwiegenheits- und Vertraulichkeitsgelübnisse des VR hingewiesen und für seine deswegen geübte Zurückhaltung viel Kritik einstecken musste, kriegt jetzt knallhart zu spüren, mit was für Typen er es in seinem ach so feinen und auch so vertrauensvoll zusammenarbeitenden Gremium wirklich zu tun hat. Möge dir das eine Lehre sein, lieber Max! Wenn es ihnen gerade in den Kram passt und dem eigenen Vorteil dient, ist nix mehr mehr Verschwiegenheit und Vertraulichkeit. Dann plaudern einige deiner Kollegen munter aus, was in eurem tollen Gremium passiert - natürlich nicht offen, dafür haben sie nicht die Eier. Stattdessen werden willfährigen Schreiberlingen hinter vorgehaltener Hand genau die Wahrheiten ins Ohr geflüstert, die man am nächsten Tag in der Zeitung lesen will.

Aufschlussreicher als der Inhalt ist die Entstehungsgeschichte dieses Zeitungsartikels. Offensichtlich hat ein Maulwurf aus dem Resterampen-Präsidium oder aus der Speichellecker-Fraktion des VR Pauli mit Details aus der internen Sitzung versorgt. Pauli nennt den Namen des Informanten natürlich nicht (das muss und soll er auch nicht), aber er gibt völlig einseitig, tendenziös und unkritisch genau das wieder, was ihm in den Block diktiert wurde - ohne auch nur den Versuch zu machen, die andere Seite zu Wort kommen zu lassen.

Dirk Schluns Ansprache am Dienstag am Tivoli beispielsweise fasst Pauli so zusammen: Schlun "...war am Dienstag mit dem Kollegen Horst Filbrich ohne Mandat am Tivoli erschienen und hatte die großartigen Verdienste des Verwaltungsrats in den letzten Monaten den wartenden Fans geschildert."

Allein schon dieser Satz ist unterste journalistische Schublade. Denn wenn ich es richtig gesehen habe, war bei Schluns Ansprache kein AZ/AN-Journalist zugegen. Wenn doch, dann fragt man sich, weshalb bisher mit keiner Zeile darüber berichtet wurde. Sechs Tage später fasst Pauli die Ansprache nun dergestalt zusammen, dass Schlun die "großartigen Verdienste des Verwaltungsrates" geschildert habe. Wer dabei war, weiß, dass diese bösartig-ironische Formulierung nicht den Kern und den Tenor von Schluns Rede wiedergibt. Wie kann dieser Schreiberling eine derart abwertende Formulierung wählen, wenn er ein Ereignis nur vom Hörensagen kennt und wenn sein Informant dazu noch jemand ist, der Schlun und den anderen Kritikern offensichtlich eins auswischen will?

Der Rest des Artikels liest sich so, als sei der VR fast einhellig der Meinung, dass die Resterampen-Rudis unbedingt an Bord bleiben müssten. Niemand habe Rücktritte gefordert. "Vielmehr gab es Vertrauensbekundungen an die Adresse der drei Funktionäre und Bitten, an Bord zu bleiben. Einige Mitglieder des Verwaltungsrates kündigten an, dass sie im Falle eines Rückzuges auch ihr Mandat zur Verfügung stellen würden."

Fazit des Artikels: Pauli hat wie auf Bestellung untertänigst mal wieder genau das und nur das geschrieben, was sich unsere Führungsspitze von ihm gewünscht hat. Interne Kritiker stehen wie Lügner und Verräter da, die Etablierten an der Spitze werden ins beste Licht gestellt - und das, obwohl sie nicht weniger als eine neuerliche Insolvenz zu verantworten haben. Aber zum rechten Zeitpunkt eine Insolvenz aufs Parkett zu legen, gehört inzwischen ja schon zum guten Ton am Tivoli.

Interessant auch, worüber Pauli nicht berichtet: Wen es beispielsweise interessiert, dass Infront offenbar fristlos gekündigt und dazu einen geharnischten Brief an die Sponsoren gerichtet hat, der muss schon hier ins Forum gucken. Über solche Dinge berichtet die Zeitung nicht. Das könnte denen da oben ja unangenehm sein...
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