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Alt 25.06.2020, 16:02
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Zitat von Aufsteiger Aachen Beitrag anzeigen
Sportetat wird gekürzt:Alemannia verabschiedet Trainer und Spieler
AACHEN Die Corona-Krise hat auch vor dem Tivoli nicht Halt gemacht. Entgegen der Annahmen im Frühjahr muss die Alemannia den Sportetat drastisch kürzen. Am Donnerstag wurde nicht nur das Trainergespann verabschiedet, auch viele Spieler verlassen den Verein.

VON CHRISTOPH PAULIAutor
Als Thomas Hengen sein Büro am Tivoli einrichtete, zog auch eine gute Portion Zuversicht mit ein. „Mit unseren Möglichkeiten werden eine sehr ordentliche Mannschaft und ein gutes Trainerteam zusammenstellen können“, vermutete der neue Sportdirektor von Alemannia Aachen bei seinem Amtsantritt.
Das war am 1. März, nur ein paar Tage, bevor das Coronavirus viral ging und die (Fußball-)Welt veränderte. Kurz danach fiel auch in der Regionalliga der Vorhang, die Spielzeit ist inzwischen auch ganz offiziell zu den Akten gelegt.
Nachdem Hengen gerade sein Büro bezogen hatte, sagte er in seinem ersten Interview: „Der nächste Sportetat wird vermutlich unverändert bleiben.“
Knapp vier Monate später, weiß er es nun besser. Die Pandemie wirkt sich gravierend auf seinen Etat und damit auf seine Möglichkeiten aus. 1,4 Millionen Euro war das Sportbudget in der abgebrochenen Vorsaison - aufgestockt durch Pokaleinnahmen und Spenden aus dem Förderkreis. So richtig konkurrenzfähig ist die Mannschaft dann aber nicht gewesen.
Nun wird der Etat nach Informationen dieser Zeitung auf eine Million Euro gekürzt, Zuschauerbetrieb und unveränderten Zuspruch ab September vorausgesetzt. Unterm Strich ist das Budget damit vergleichbar mit der Saison nach der jüngsten Insolvenz.
Die Reduzierung hat natürlich viel mit der Pandemie zu tun. Sponsoren haben Ansprüche geltend gemacht, weil der Klub in der abgebrochenen Saison seine vertraglichen Leistungen nicht erbringen konnte. Und bei der Akquise für die kommende Spielzeit zeichnet sich ab, dass Unternehmen in ungewissen Zeiten vorsichtiger agieren. „Das haben Thomas Hengen und wir uns alle ganz anders vorgestellt, aber die Pandemie wirkt sich auch bei uns stark aus“, sagt Präsident Martin Fröhlich, der keine Zahlen bestätigen will. „Wir setzen alles daran, dass wir den Etat stückweise erhöhen können, sollten wir zum Beispiel die erste DFB-Pokalhauptrunde erreichen.“
Hoffnungsträger Thomas Hengen hat nun im eng geschnürten finanziellen Korsett kaum noch Bewegungsfreiheit. Dabei müsste er für die aufgestockte Liga, in der es mehr Absteiger geben wird, eigentlich einen größeren Kader zusammenstellen. „Das wird eine knüppelharte Saison“, sagt der Sportdirektor. „Wir müssen unsere Ziele dem Etat anpassen.“ An anderen Orten wird auch gespart, RW Oberhausen hat vor ein paar Tagen bekanntgegeben, dass der künftige Etat von zuletzt 3,1 auf „nur“ noch 2,6 Millionen Euro schrumpft. Davon kann man am Tivoli nur träumen.
Und der ewige Aufstiegsaspirant Rot Weiss Essen hat sich gerade kostspielig von Trainer Christian Titz getrennt, um dann beim SV Meppen Coach Christian Neidhart für kolportierte 120.000 Euro Ablöse herauszukaufen. Solche Zahlen lassen Hengen vor Neid erblassen.
„Ich kann nur um Verständnis werben, dass wir bei unserer Historie in solchen Situationen sehr vorsichtig agieren“, sagt Fröhlich. aber auch, dass es keine sportliche Zielvorgabe für die neue Saison geben werde.
Am Donnerstagmittag informierte er auch die Mannschaft über die anstehenden Einsparungen. Aachens Team war ein letztes Mal zusammengekommen, um gemeinsam diese merkwürdige Saison ausklingen zu lassen. Es war dann auch der Tag des Abschieds. Der Weggang der Trainer Fuat Kilic und Chris Molocher stand schon länger fest. Aber auch David Pütz, Manuel Glowacz, Ricco Cymer, Jonathan Benteke und die ausgeliehenen David Rehnen und Can Özkan (beide Bielefeld) verlassen den Klub. Mit vielen anderen Spielern aus dem Kader will Hengen nach monatelanger Warteschleife nun die Verträge verlängern. Zu den neuen Bedingungen.

Eine Million Etat, und das auch nur, wenn ab September wieder regelmäßig vor 5000 Zuschauern auf den Tivoli gespielt werden darf.
Das könnte das (hoffentlich nur vorläufige) Ende des Vollprofi-Fußballs in Aachen sein. Thomas Hengen wird einiges ganz neu denken müssen.
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