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Alt 05.12.2019, 19:19
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Michi Müller Michi Müller ist offline
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Hier der Kommentar den Mott meint:

Diesem Kommentar ist wenig hinzuzufügen. Außer vielleicht den abgewandelten alten Slogan „Nordhausen ist überall“. Bevor nun jemand anfängt, über hinterwäldlerische Thüringer zu lästern, sei ein Blick in andere Regionen der Republik gestattet. Von Norden nach Süden, von Ost nach West – überall das Gleiche. Um nicht gleich wieder als Nestbeschmutzer dazustehen, verzichte ich auf Clubnamen. Aber allein der Blick auf die Hauptstadt zeigt, dass Harakiri nicht nur im Harz zu bestaunen ist. Das Modell ist fast überall gleich. Ein – in der Regel mit Bau- und/oder Immobilienkohle – reich gewordener Mensch übernimmt quasi den Verein. Entweder er wird gleich selbst Vorsitzender/Präsident oder er setzt einen Strohmann ein. Damit ist jegliche Demokratie ausgeschaltet, denn der Verein ist finanziell zu nahezu 100 % abhängig. Gleichwohl übergeben zuvor die Mitglieder ganz demokratisch ihren Verein in die Hände von vermeintlichen Heilsbringern. Man wählt also tatsächlich den Totalitarismus, was ja auch bei Parlamentswahlen ziemlich in Mode gekommen ist.
Geht es dann am Ende schief – und das passiert in über 90 % der Fälle – ist das Gezeter groß. Hardy Grüne hat das Versagen aller Ebenen gut beschrieben. Am Ende hat die Gier gesiegt, aber meistens auch alles zerstört. Die Gier nach sportlichem Erfolg, nach Anerkennung, nach dem Mitwirken im Konzert der ganz Großen. Die Aufzählung der Negativ-Beispiele würde hier die Zeilenbegrenzung sprengen.
Aber mich umtreibt etwas anderes: Diese Westentaschen-Abramowitschs schalten den Wettbewerb aus, also die Seele des Sports. Ehrlich und seriös agierende Clubs haben schon auf Amateurebene keine Chance mehr. Denn sie müssen gegen Vereine antreten, in denen mit (Schwarz-)Geld nur so um sich geworfen wird. Präsidenten gehen nach dem Spiel mit einem prall gefüllten Jacket voller Umschläge in die Kabinen und stecken den Spielern Geldscheine zu. Dass sie damit den Straftatbestand der Steuerhinterziehung und des Sozialversicherungsbetrugs erfüllen, scheint niemanden zu schrecken. Die Finanzämter und Sozialkassen halten mit wenigen Ausnahmen (noch) still. Ich könnte mir aber gut vorstellen, dass es demnächst zum ganz großen Knall kommen wird.
Für den Sport wäre es eine sehr gute Nachricht, wenn die vermeintlichen Wohltäter mit der Schwarzgeldkasse endlich aus dem Verkehr gezogen würden. Die Verbandsspitzen sehen dem Treiben tatenlos zu, obwohl sie natürlich genau wissen, welches Schmierentheater in vielen Vereinen abläuft. Von da droht den Hassadeuren keine Gefahr. Also wird die öffentliche Hand den längst fälligen Reinigunsprozess übernehmen müssen, sonst wird der Fußball nicht sauber werden.
Der Traum vom Fußball mit absoluter Chancengleichheit wird nie vollständig in Erfüllung gehen. Aber im Sinne des sportlichen Wettbewerbs muss endlich etwas passieren. Sonst werden sich die vielen ehrlichen Ehrenamtler in den Vereinen nach und nach zurückziehen. Denn ist der Wettbewerb ausgeschaltet, wofür lohnt sich dann der Aufwand? Wenn sich aber die Leistungsträger unter den Vereinsfunktionären mehr und mehr frustriert zurückziehen, kann der Staat auch gleich die Jugendarbeit der Vereine übernehmen. Oder diese stirbt einfach, mit weitreichenden Auswirkungen auf die Lebensqualität in den Sozialräumen.
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Aix Trawurst (06.12.2019)