Thema: Fanszene
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Alt 26.11.2014, 12:43
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Zitat von Kutakarazy Beitrag anzeigen
Was waere denn die Alternative zu einer Kollektivstrafe?
Auch ich finde diese so genannte "Erklärung" der KBU eher seltsam - vorsichtig formuliert. Und da spreche ich noch nicht mal von dieser Wortdrechselei, die so klingt, als ob ein ganz normaler Mensch plötzlich ein hoch epochal daher kommendes Parteiprogrammgeschwurbel verfassen wollte. Vielmehr lässt mich die Nettobotschaft dieses Manifests ziemlich irritiert zurück. Denn die lautet doch ganz simpel: "Wir sind Alemannia. Wir sind die Kultur des Vereins und des gesamten Fußballs. Wir sind im Besitz der einzigen Wahrheit. Und der ganze Rest ist eben nicht Alemannia und den Farben und unsereins nicht würdig."

Zudem: Wo kämen wir denn hin, wenn jeder nach belieben Regeln brechen könnte, weil sie seiner "Kultur" zuwiderlaufen? Der eine will sich heute nicht an das bundesweit geltende Pyroverbot halten und wähnt sich mit dem Hinweis auf seine "Kultur" im Recht. Der andere reklamiert für sich morgen die Freiheit, den Müll vor die Haustür zu kippen, weil es seiner "Kultur" entspricht. Und der Dritte sieht nichts Unrechtes darin, jeder Frau an die Brust zu packen, weil das zu seiner persönlichen "Kultur" gehört. Seltsam. Es kann ja sein, dass man meint, Pyrotechnik gehöre unbedingt zum Stimmungsbild eines Stadions. Aber dann muss man eben für deren Legalisierung arbeiten anstatt trotzig alle Regeln zu brechen.

Aber: Auch Kollektivstrafen entsprechen in keinem Fall meinen Vorstellungen eines funktionierenden Gemeinwesens. Auch beim Fußball nicht. Ich weigere mich einfach, Menschen abzukanzeln, auszugrenzen und zu bestrafen, nur, weil man meint, sie irgendwie zu einer gewissen Gruppe zuordnen zu können. Und das zwangsläufig aufgrund eines Bauchgefühls, aufgrund äußerlicher Merkmale, wie neutral-schwarzer Kabuzenpullis oder anderer nicht belastbarer Kriterien. Würde so etwas zu einem allgemein akzeptierten Sanktionsmittel werden, hätte die Willkür ein leichtes Spiel.

Gerade hier im Forum regt man sich - zu recht - darüber auf, dass man Alemannia-Fans überall im Lande ohne zu differenzieren kollektiv in die Barbarenschublade steckt. Dass man als Alemannia-Fan in vielen Stadien Restriktionen und Vorurteilen ausgesetzt ist. Und das nur, weil man Schwarz-Gelb mit Stolz trägt, sich ansonsten aber nichts zu schulden kommen lässt. Hier wollen wir nicht Opfer eines kollektiven Urteils werden, aber an anderer Stelle verlangen wir sogar danach?

Man kann keinen Menschen mit einem Stadionverbot belegen, nur weil der Alemannia-Geschäftsführer, ein Forumsschreiber, der Stadionsprecher oder wer auch immer der Meinung ist, derjenige "gehöre" zur KBU. Diese ist nämlich kein eingetragener Verein, führt keine Mitgliederlisten, gibt keine Mitgliederausweise aus. Und mir ist auch nicht bekannt, dass die Jungs sich die drei Buchstaben rituell eintätowiert haben. Wo setzt man da also an? Wer ist KBU? Wen will man hinaus befördern? Den Pyrowerfer? Klar, wenn man die Beweise für sein Fehlverwalten hat. Den Schläger? Richtig, wenn man ihn erwischt. Den Neonazi? Logisch, wenn er zum Beipsiel mit seiner Kleidung oder seinem Gegröhle als solcher zu identifizieren ist. Aber sonst? Wollen wir rein prophylaktisch demnächst S3 evakuieren, weil unten die KBU steht und man als S3-Steher potentiell KBUler sein könnte? Nein, für mich ist Kollektivstrafe immer auch ein Ausdruck der Hilflosigkeit und des Versagens.
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these colours don't run

Geändert von Mott (26.11.2014 um 12:46 Uhr)
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