Einzelnen Beitrag anzeigen
  #20  
Alt 01.09.2021, 01:01
Franz Wirtz Franz Wirtz ist offline
Veteran
 
Registriert seit: 30.08.2016
Beiträge: 1.610
Abgegebene Danke: 1.869
Erhielt 826 Danke für 417 Beiträge
Ausrufezeichen Wer keine Probleme hat, macht sich welche ...

Zitat:
Zitat von tivolino Beitrag anzeigen
Was willst du damit sagen? Wer ist in diesem schrägen Vergleich der Jagdhund, wer der Gejagte und wer der Jagdherr?

Was "das Vertrauen in die handelnden Personen" angeht: Bader und Helmes haben hier von Anfang an von vielen eine ganz große Portion Vertrauen bzw. Vertrauensvorschuss geschenkt bekommen. Aber im Fußball, und nicht nur da, ist es nun mal so, dass die handelnden Personen dieses Vertrauen auch durch entsprechende Leistung bestätigen müssen - und zwar nicht nur langfristig, sondern auch kurzfristig ab dem ersten Liga-Spieltag.

Wenn ich nun sehe, dass wir bei einem nicht allzu schweren Startprogramm nach vier Spielen schon zwölf Punkte hinter dem Tabellenführer und nur einen Punkt vor dem Tabellenletzten stehen, ist es doch ganz klar, dass das Vertrauen bei ungeduldigen Zeitgenossen allmählich ins Wanken gerät und dass Fragen aufkommen. Das Gute an der Sache: Die handelnden Personen können das jetzt bröckelnde Vertrauen ziemlich schnell wieder zurück gewinnen.

Langfristig denken hin oder her: Was ist, wenn wir nach sieben, zehn oder 14 Spielen immer noch ganz unten rumkrebsen und die Lage wirklich bedrohlich wird? Sollen wir dann alle - weil Vertrauen angeblich ja so eine schöne erfolgversprechende Tugend ist - weiter blind darauf vertrauen, dass sich der Erfolg schon irgendwann einstellen wird? Und wann konkret kommt der Zeitpunkt, wo man den handelnden Personen das Vertrauen entziehen oder es zunindest in Zweifel ziehen darf? Wenn wir in der Landesliga angekommen sind?

Es ist doch ganz klar, was passieren wird: Mit jedem weiteren Spieltag, den wir in der Abstiegszone herumkrebsen, geht ein Stückchen Vertrauen verloren. Das liegt in der Natur der Sache, und das ist gut so.

Du hingegen verlangst als angebliche Grundlage für Erfolg fast grenzenloses Vertrauen in handelnde Personen, ohne dass diese ihre Kompetenz unmittelbar unter Beweis stellen müssten. Diese untertänige Haltung hat schon so manchen allzu vertrauensseligen Mitläufer ins Verderben geführt.
Vertrauen ausschließlich anhand permanenter Erfolgskontrolle gewähren zu wollen, ist ein Musterbeispiel für Misstrauen. Erfolgsdruck und Misstrauen schließen Erfolg nicht aus, allerdings träfe dies, so mein Eindruck, nicht auf unsere momentane Situation zu. Martin Bader und Patrick Helmes sind leitende Angestellte der GmbH. Beiden wurde vom Aufsichtsratsvorsitzenden und Präsidenten des e.V. Dr. Martin Fröhlich, - und sicherlich nicht nur von ihm, - uneingeschränkt Vertrauen entgegengebracht und daran hat sich bis heute nichts geändert, oder wissen Sie diesbezüglich mehr?

„Misstrauen ist ein Zeichen von Schwäche.“ – Mahatma Gandhi

In meiner Wahrnehmung sind Martin Bader und Patrick Helmes zwei namhafte Neuverpflichtungen, die allerorts ungläubiges Staunen hervorriefen. Beide wurden, jeder auf seine Art, unmittelbar als echte Profis einsortiert und beide wussten sich überzeugend zu präsentieren. Was nicht heißen soll, dass sich unbedingt alle hier im Forum mit deren souveränen und begründet zurückhaltenden Art zufriedengeben wollten.
Zitat:
Zitat von tivolino Beitrag anzeigen
Er schwört uns nach allen Regeln der Kunst auf weitere magere Jahre im Regionalliga-Mittelmaß ein. Da kommt Freude auf. ...
Würde ich einen Trainer einstellen, weil ich von dessen Fähigkeiten überzeugt wäre, würde ich ihm selbstredend ggfls. die gesamte Hinrunde Zeit einräumen, seinen Spielstil und seine Art der Zusammenarbeit mit der Mannschaft zu entwickeln. Eine Erfolgserwartung wäre gleichermaßen von Anfang an gegeben, aber messbarer Erfolg stellt sich nicht zwangsläufig zeitnah ein und drückt sich ohnehin nicht ausschließlich in den Spielergebnissen aus. Selbst bei ernüchternden Zwischenergebnissen stünde ich einer langfristigen Partnerschaft weiterhin positiv gegenüber. Jedes Scheitern ist schließlich immer auch ein Scheitern des vorangegangenen Auswahlverfahrens und beträfe deutlich mehr Personen, als nur den Trainer. Im Wiederholungsfall schwände zwangsläufig das Selbstbewusstsein und das Durchhaltevermögen aller Beteiligten und die unvermeidliche Abwärtsspirale begänne Fahrt aufzunehmen.
Zitat:
Zitat von tivolino Beitrag anzeigen
Nein, der Kleine-Brötchen-Bäcker hat vermutlich nicht Recht. Er hat es aber anscheinend geschafft, großen Teilen dieses Forums mit seinem Interview völlig den Kopf zu verdrehen. Wo ist euer alemannisches Selbstbewusstsein geblieben?

In einem stimme ich mit ihm völlig überein: Es ist höchste Zeit, dass Fans und Verantwortliche ihre Anspruchs- und Erwartungshaltung den realen Möglichkeiten anpassen. Vom Status quo nach 39 Spielen dieser schrecklichen Saison ausgehend, kann das aber nur heißen: Die Ansprüche und Erwartungen müssen nicht runter-, sondern schnellstens wieder hochgeschraubt werden.

Baders Aussagen, dass wir im Moment nur Mittelmaß seien, wird hier offenbar so verstanden, dass man in unserer Situation halt auch mal mit Platz neun bis zwölf irgendwo zwischen Straelen und Wiedenbrück zufrieden sein müsse und dass halt ein Weilchen dauern könne, was Besseres aufzubauen.

Hallo? Geht's noch? Meine Anspruchs- und Erwartungshaltung geht ganz klar in die Richtung, dass wir mit unserer Vollprofi-Truppe mindestens das erreichen müssen, was unter Fuat Kilic mit mal etwas mehr, mal etwas weniger Geld und sogar unter Insolvenzbedingungen vier Mal hintereinander erreicht - nämlich Platz sechs/sieben, also ein Platz im oberen Drittel dieser Liga, irgendwo zwischen RWO und Fortuna Köln.

Fakt ist, dass wir in dieser Saison aufgrund zahlreicher Fehler bei der Kaderplanung, dem Führungsstil und den Trainerbesetzungen weit hinter dem zurückgeblieben sind, was man von diesem Kader realistisch hätte erwarten dürfen, können und müssen. Obwohl das ganze Verletzungs- und Corona-Pech mildernde Umstände begründet, hat unsere gesamte Profisportabteilung, auch viele Spieler, in diesem Jahr auf allen Ebenen kläglich versagt.

Nur Platz 13, nur elf Siege und nur 35 Tore nach 39 Spielen - das ist ja wohl ein schlechter Witz angesichts unseres Kaders! Ich bin noch mal alle Ergebnisse durchgegangen und behaupte, dass wir mit dieser Mannschaft mindestens 15 bis 20 Punkte mehr hätten holen müssen. Dass wir da stehen, wo wir jetzt stehen, hat überhaupt nichts mit fehlendem Geld zu tun, sondern ist allein auf schlechte Arbeit im sportlichen Bereich zurückzuführen. Normalerweise hätten wir mit dieser Truppe gegen Mannschaften wie Ahlen, Bergisch-Gladbach, Wegberg oder Lippstadt je zweimal gewinnen, um die 60 Punkte holen und am Ende auf Platz vier bis sechs landen müssen.

Das ist keine übertriebene, sondern eine absolut realistische Anspruchs- und Erwartungshaltung. Das gilt auch für die nächste Saison, und ich bin nicht bereit, mich von Herrn Bader und seinem Wehklagen über das fehlende Geld mit weniger abspeisen zu lassen. Der soll bloß nicht auf die Idee kommen, die laufende Saison zum Maßstab zu nehmen und dann Platz zehn oder elf schon als Fortschritt oder Erfolg verkaufen zu wollen.
Manches von dem, was er im Interview sagt, ist auch nur die halbe Wahrheit. Es mag beispielsweise stimmen, dass die Zweitvertretungen deutlich bessere wirtschaftliche Möglichkeiten haben. Das heißt aber noch lange nicht, dass man sich deswegen von vornherein damit abfinden muss, auch in den sportlichen Tabelle hinter diesen Mannschaften zu landen.

Ich empfehle einen Blick in die Abschlusstabellen der vergangenen sieben, acht Jahre. Eine erdrückende Dominanz der Zweiten Mannschaften kann ich da nicht erkennen. Dortmund ist in diesem Jahr eher die Ausnahme, mehrfach schon sind Köln II, Düsseldorf II und auch Dortmund, Schalke und Gladbach nur im Mittelfeld gelandet, Schalke II ist sogar schon mal abgestiegen und hat mehrere Jahre für den Wiederaufstieg gebraucht. Vor diesen Teenager-Teams muss sich Alemannia Aachen nicht ins Hemd machen, so wie Bader es tut. Auch nicht vor RWO oder Fortuna Köln, mit denen wir in diesem Jahr vom Kader her eigentlich auf tabellarischer Augenhöhe hätten sein müssen.

In diesem Jahr sind wir weit hinter den keineswegs überzogenen, sondern berechtigten Erwartungen zurückgeblieben. Ich hake diese völlig verkorkste Seuchensaison jetzt ab, erwarte aber (und messe den neuen Trainer und den neuen Sportdirektor daran), dass wir das vorhandene Potenzial ab sofort viel besser ausschöpfen und mindestens wieder da landen, wo wir unter Fuat Kilic bei ähnlichen finanziellen Rahmenbedingungen mehrere Jahre in Folge bereits gestanden haben.
Ich maße mir nicht an, rückblickend einen 'zentralen Fehler', als den entscheidenden zu werten. Allerdings konnte ich bislang noch nie eine allzu sehr 'untertänige Haltung', auf welcher Ebene auch immer, ausmachen. Eher das Gegenteil, die jederzeit felsenfest geäußerte Überzeugung, dass der sportliche Erfolg, - in Form des Aufstiegs, - alternativlos sei. Beispielhaft hierfür erinnere ich gleichfalls an Fuat Kilic, der urplötzlich (s)einen alternativlosen Aufstieg einforderte, wohlwissend dass das unter den gegebenen Bedingungen unrealistisch war. Für mich ein Paradebeispiel dafür, dass eine permanent gegebene Unruhe im Umfeld, der zuverlässigste Garant dafür ist, dass über kurz oder lang wünschenswerte Entwicklungen einfach so entgleisen.

Wer keine Probleme hat, macht sich welche
Rückblickend betrachtet basiert der völlig unnötige Heckmeck mit und um Fuat Kilic auf der ewig gleichen übertriebenen Erwartungshaltung im Umfeld des Klubs. Bezeichnend ist allein schon die erwähnte Zielvorgabe, Platz 6, ein Ergebnis das seinerzeit als völlig unzureichend eingestuft wurde.

PS:
„Der beste Weg herauszufinden, ob man jemandem vertrauen kann, ist ihm zu vertrauen.“ – Ernest Hemingway
.
__________________
„Sicher ist, dass nichts sicher ist. Selbst das nicht.“
Joachim Ringelnatz