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Alt 16.12.2016, 13:45
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Aix-la-Chapelle Aix-la-Chapelle ist offline
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Zitat von Mott Beitrag anzeigen
Der Investor - oder nennen wir das Kind beim Namen: der neue Inhaber - will vier Millionen geben. Mit vier Millionen kaufst Du Dir definitiv nicht die Garantie der RL-West-Meisterschaft. Du kaufst Dir damit noch nicht einmal eine gewisse Wahrscheinlichkeit. Fi.ck Cöln, die Jauchentaucher und Dortmund haben deutlich mehr zur Verfügung. Und von den Dreien kann es auch nur einer schaffen. Wir würden trotz des Geldes weiterhin auf glückliche Fügungen, Überraschungen und ähnliche Unvorhersehbarkeiten angewiesen sein. Gut, wir würden die Nase vielleicht ein wenig näher an den Speck schieben können. Aber nachwievor haben wir nicht die Gewissheit der Beißnähe.

Ergo muss man sich genau die Risiken und Nachteile anschauen, die auf der Kehrseite der Medaille warten. Und dann entscheiden, ob die Chance auf eine leichte Verbesserung der Ausgangsposition ausreicht, um einem sehr endgültigen Verkauf des Tafelsilbers des TSV Alemannia Aachen zuzustimmen.

Zunächst einmal wäre da für mich die Unsicherheit über die Zukunft der Alemannia, wenn wir ohne jegliche Einflussmöglichkeit einzig und allein dem Gutdünken eines neuen Inhabers ausgeliefert sind. Wenn dieser Inhaber zu jeder Zeit mit seinem neuen Unternehmen/Spielzeug machen kann, was ihm beliebt. Wenn er es jederzeit verkaufen oder gar liquidieren kann. Aus welchem nachvollziehbaren oder nicht nachvollziehbaren Grund auch immer.

Vor diesem Hintergrund wird die "Intention" des künftigen Inhabers zu einem entscheidenden Parameter. Denkt und handelt der nachhaltig? Liegt dem etwas an der grundsätzlichen Stärkung des Fußballstandortes Aachen? Will der hier etwas aufbauen, das nicht ausschließlich auf den möglichst schnellen Profit auf Teufel komm raus basiert? Hat der vielleicht sogar einen "emotionalen" Bezug zur Region und/oder zur Alemannia? Und bei allem Respekt: die Pole "Nachhaltigkeit" und "Private Equity" ziehen sich nicht gerade an.

Und dann zanken uns hier andauernd um das Schicksal der GmbH und ignorieren geflissentlich den Gesamtverein. Die Gefahr, dass der langfristig der große Verlierer sein wird, ist imens. Ersteinmal wird er vom Verkauf seiner Profiabteilung wirtschaftlich kaum profitieren. Denn die vier Millionen werden als Invest in die GmbH getätigt. Platt gesagt: Das Geld des Käufers fließt in dessen dann eigenes Unternehmen. Darüber hinaus kann der Deal erhebliche Auswirkungen auf die Mitgliederzahlen haben. Denn das Herz, oder neudeutsch Kerngeschäft, des TSV wäre dann ja entnommen. Warum soll ich Mitglied des TSV sein, wenn das mit dem Profifußball nichts mehr zu tun hat? Diese Frage werden sich nicht nur zehn Verbohrte stellen.

Aber wir können hier debattieren wie wir wollen. Am Ende des Tages reduziert sich alles auf die ansich ganz einfache Frage nach seinem ganz persönlichen Wunsch:

Will ich so viel Alemannia wie möglich behalten, auch, wenn das bedeuten könnte, dass man über Jahre hinweg Viertklassigkeit oder im worst case noch Schlimmeres erdulden müsste. Oder will ich partout wieder den so genannten besseren Fußball höherer Gefilde sehen, auch, wenn das bedeuten würde, dass von der Alemannia im besten Fall nur noch Namen, Wappen und Farben übrig bleiben würden.
Zunächst einmal, viele richtige und denkenswerte Ansätze!

Die allerdings alle auf den Annahmen beruhen,

- dass die GmbH mehr oder weniger gänzlich veräußert werden soll als ausschließliche Option,

- dass wir (wer ist das eigentlich genau? Die Mitglieder des TSV, der Vorstand als legitimierte Rechtsvertretung, der AR, die GmbH, die Geschäftsführung, die Fans, die IG, die Fanclubs, die Leute hier im Forum, die Menschen in der Region, die Leute, denen die Alemannia am Herzen liegt, die Leute, die Geld in die Alemannia stecken etc. ?) ohne jegliche Einflussmöglichkeit einzig und allein dem Gutdünken eines neuen Inhabers ausgeliefert sind,

und

- dass dieser die GmbH jederzeit verkaufen oder gar liquidieren kann.


Sollte das alles so sein, und ein Anteilsverkauf von 49,9 % zum jetzigen Zeitpunkt einzig und ausschließlich Zustande kommen, wenn damit der vertragliche Automatismus verbunden ist, dass zu einem späteren Zeitpunkt (bei Fallen der 50+1 Regel) ohne weitere Zustimmungsnotwendigkeit einer MV weitere Anteile verkauft werden, wäre ein solcher Vertrag meiner Meinung nach nicht zustimmungsfähig.

Dies ist aber bisher nicht abschließend klar. Bis auf die offensichtliche Interessenbekundung des Investors. Und dass eine Interessenbekundung etwas völlig anderes ist als eine vertragliche Vereinbarung, muss ich dir an dieser Stelle nicht erklären.

Weiterhin sehe ich es so, dass mit einer Alemannia in der 4. Liga kein Geld zu verdienen ist, schon gar nicht für einen Investor. Von daher liegt es im ursächlichen Interesse eines Investors, dass die Alemannia wieder hoch kommt, und zwar mindestens in die 2. Liga, weil erst ab da das eigene Investment sich wieder rentieren kann.

Von daher kann, nein, muß ein Investor in diesem Geschäft nachhaltig denken, um ebenso nachhaltige Renditen überhaupt erzielen zu können. Im übrigen gegebenenfalls sogar nachhaltiger als ein gewählter Vorstand, der häufig nur über einen überschaubaren Zeitraum in Amt und Würden ist.

Was also bliebe wäre das Risiko, dass die GmbH wieder weiterveräußert wird. Unter der Prämisse, dass der Investor zu einem späteren Zeitpunkt weitere Anteile über die 49.9 % hinaus von einer MV genehmigt bekommen hat. An dieser Stelle besteht aber die Möglichkeit einer vertraglich festgehaltenen Sperrminorität für, nennen wir es mal im neudeutsch, systemrelevante Entscheidungen. Also Weiterverkauf, Verlagerung der Spielstätte, Namensänderung, Vereinfarben etc.pp. All dies kann, nein muß, durch eine Sperrminorität gesichert sein.

Ansonsten, ja, ich will so viel Alemannia wie möglich behalten. Was ich aber nicht möchte ist die nächste Insolvenz und schon gar nicht die Liquidierung.

Und schließlich, mit den von dir als "nur" bezeichneten Namen, Wappen und Farben habe und werde ich immer die weit über hundertjährige Geschichte der Alemannia und meine eigene fast 50 jährige Geschichte mit der Alemannia verbinden, gleich welches Werbeschild auf der Brust der jeweiligen Mannschaft gestanden hat und stehen wird, die auf dem grünen Rasen stand.

Und wenn wir schon einmal bei dem grünen Rasen sind, das ist für mich Alemannia, die Jungs die auf dem Platz stehen und für unsere Farben, für unsere Stadt, für die Alemannia kämpfen. Stadionatmosphäre, volles Haus, die Jungs anfeuern und nach vorne peitschen, die Martinellis, Montanes, Delzepichs, Clute -Simons, Landgrafs, Plaßhenrichs und wie sie alle hießen und hoffentlich irgendwann auch wieder heißen werden. Das ist Alemannia, und ja, das will ich wieder haben!!
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Dibe (16.12.2016)