32. Spieltag: Alemannia - 1. FC Kaiserslautern (nach dem Spiel)

[Mott]

Zitat von Öcher1980

Wenn zudem ein Tor nicht gegeben worden ist und Auer das 2:0 hätte machen müssen.

Auch, wenn Lagerbloms Tor anerkannt worden wäre. Auch, wenn Auers Ball 0,5 Zentimeter weiter rechts gelandet wäre: Für mich ändert das nichts an der Darbietung auf dem Rasen. Ich messe das nun einmal nicht singulär an der Anzahl der Tore. Da gibt es auch andere Faktoren.

Zitat von Öcher1980

Klar war es kein Torchancenfestival, aber wann ist so ein Spiel bei zwei Mannschaften für die es um so viel geht so etwas?

Bei der Konstellation hatte auch ich alles andere als ein "Torfestival" erwartet. War mir ebenso klar wie komplett egal. Dann ich blase auch bei einem 0:0 oder gar einem 0:2 keine Weltuntergangsposaune, wenn ich sehe, dass es im Spiel der Alemannia stimmt. Und das "stimmt" definiert sich bei mir nicht über Punkte und Tabellenstände.

Zitat von Öcher1980

Die Leute mit mangelnder Spielpraxis haben mich durchweg positiv überrascht. Aber das zählt bei Dir anscheinend nix.

Doch zählt. Und sogar für mich als nicht gerade ausgewiesenen Fan von Lagerblom hat dieser eine grundsolide Partie hingelegt. Doch das ist für mich auch nicht der Punkt. Vielleicht schaust Du bei meiner offensichtlich skandalösen Kritik noch einmal genauer hin: Mir passt die generelle Marschrichtung nicht. Aus meiner Sicht spielen wir ein zu ängstliches und weitgehend auf pure Reaktion ausgerichtetes System. Wir stehen sehr tief und lassen das Spiel auf uns zu kommen. Ich wiederhole mich ungern: Das kann man machen. Aber auch nur dann, wenn man das taktische, konzeptionelle und spielerische Rüstzeug mitbringt. Nur ist uns das im Laufe der vergangenen Jahre komplett abhanden gekommen oder ausgetrieben worden. Je nach Lesart. Ballstafetten, Räume freilaufen, überraschende Positionswechsel, Pässe in die berühmte Schnittstelle (2 Euro für's Phrasenschwein, okay!), funktionierende Laufwege. Das fehlt uns mittlerweile. Dadurch ist das Spiel der Alemannia a) viel zu eindimensional und schematisch, deshalb b) viel zu leicht auszurechnen und c) reichlichst unattraktiv.

Auch in dieser Saison hat die Alemannia immer dann gut und dominant ausgesehen, wenn sie ihr Herz in beide Hände genommen und den Gegner in dessen Hälfte beschäftigt hat. Wenn sie gepresst hat und den Kontrahenten so zu Fehlern animiert hat. Dann hatte man das Gefühl, dass die Mannschaft das Spiel im Griff hatte. Doch das haben wir viel zu selten getan. Meistens hat das Team abwartend, verwaltend und beinahe wie das Kaninchen vor der Schlange agiert. Und dann hatte der Gegner gute Chancen. Und da war es schnuppe, ob der Freiburg oder Wehen hieß.

[Rolli Kucharski]

Zitat von Mott

Ich - und das ist meine ganz persönliche und damit äußerst subjektive Meinung - will mir ein langfristiges Agieren Seebergers an der Krefelder Straße nicht vorstellen wollen. Angesicht von 52 Punkten mag das grotesk klingen. .

Das war genau meine Argumentation bis vor ca. 6 Wochen.
Danach kamen einige Spiele - unabhängig vom positiven Spielausgang - mit einer wesentlich agressiveren und offensiveren Grundausrichtung.

Ich war der Meinung, daß evtl. bestehende Differenzen zwischen Trainer und Mannschaft vlt. inzwischen ausgeräumt sind, und man doch eine gemeinsame Linie gefunden hat.
Dazu kam sogar erstmals der eine oder andere Temperamentsausbruch des Übungsleites an der Linie.
Das ist zwar nicht alleine maßgeblich für die Bewertung von Trainer-fähigkeiten, sagt m.M. nach aber dennoch Einiges aus über die Identifizierung mit dem auf dem Rasen gebotenen.

Dann Oberhausen mit klarem Abwärtstrend, - die Einstellung der Mannschaft stimmte dennoch - (vollkommen entgegen der blutleeren Auftritten der Hinrunde) und schließlich die Bremer Brücke.
Ehrlich, ich kam wir da wieder vor wie "back to the roots".

Zum Auftritt von gestern muss ich Dir widersprechen. Grottenkicks haben wir schon zur Genüge gehabt, dagegen war das gestern "fast" Championsleague.
Absoluter Einsatz- und Siegeswille von der Nr. 1 bis zur 14 von der ersten bis zur letzten Sekunde, und der "Versuch", über den Einsatz auch fußballerisch ins Spiel zu kommen.
Es gelang natürlich längst nicht Alles, aber angesichts der personellen Veränderungen und fehlender Spielpraxis der "Neuen" war ich insgesamt gesehen alles Andere als enttäuscht.
(Übrigens findest Du die von Dir und auch von mir gewünschten fußballerischen Leckerbissen auch eine Klasse höher nur allzu selten ...)

Was mir immer noch nicht klar werden will, ist die Unbeständigkeit der Truppe und das regelmäßige Versagen, wenn "Druck" von außen aufgebaut wird.

Vielleicht liegt's ja nur an der abgedroschenen Phrase der fehlenden Leader und Typen ??

Zitat von Mott

Aber Punkte und Tabellenplatz bestimmen nun einmal nicht einzig meinen Spaß am Fußball .

Das trifft so zu hundert Prozent auch bei mir zu.
Aber Spiele wie gestern, in denen die Mannschaft bereit ist, Alles zu geben, bereiten mir dann schon Spaß wie Bolle, vor allen Dingen, wenn eine solche W.. truppe dabei noch besiegt werden kann.


Gruß

Didi

[twin-sven]

Zitat von Rolli Kucharski

...
Das trifft so zu hundert Prozent auch bei mir zu.
Aber Spiele wie gestern, in denen die Mannschaft bereit ist, Alles zu geben, bereiten mir dann schon Spaß wie Bolle, vor allen Dingen, wenn eine solche W.. truppe dabei noch besiegt werden kann.
...

100% agree! Ich teile oft Mott's Ansichten bzgl. der (spielerischen/kämpferischen) Leistung unserer Truppe. Mit der Leistung von gestern bin ich jedoch zu 100% einverstanden, denn die Mannschaft war m.E. kämpferisch gegen sehr tief und kompakt stehende Pfälzer immer präsent und es wurde auch versucht nach vorn zu spielen. Klar, oft auch über lange Bälle..., was selten gut gelang. Dennoch steckte die Mannschaft nie auf, erkämpfte und erspielte sich einige gute Chancen und fuhr einen hochverdienten Sieg ein. Ligaspiele mit Pokalcharakter, wie auch ich sie gerne sehe, sind leider in den Profiligen eher die Ausnahme...
Auf dem Heimweg haben mir die langen Gesichter der Pfälzer Fans sehr gefallen!

[Der Dude]

Der entscheidende Fehlpass von Lagerblom kam aber nicht! Stattdessen guter Kampf und sehr ballsicher (!). Er ist mein SdT, weil ihm hier keiner mehr etwas zutraut. Und mit diesem Wissen im Hinterkopf musst du erst mal so locker und souverän aufspielen wie gestern. Sehr solide Leistung unseres nordischen Recken!

[Dirk]

Hallo Mott,

sehr oft sehe ich ein Spiel mit ähnlichen Augen wie Du aber gestern liegen unsere Sichtweisen wohl komplett auseinander. Meines Erachtens haben die Jungs auf dem Platz die notwendige siegbringende Leidenschaft erkennen lassen, die im Spiel gegen Osnabrück total gefehlt hat. Das spielerische Element kam gestern natürlich deutlich zu kurz, was aber am total destruktiven FC Beck lag, der bis zum 1:0 kräftig italienischen Beton angerührt hat.

Vermutlich wollte Alemannia dem konterstarken Gegner nicht komplett ins offene Messer laufen und Fußball ist hier und da einfach auch von taktischen Maßnahmen geprägt. "Alle Mann nach vorn" kann es nicht immer sein.

Ich muss sagen, Gegner schön zu Recht gelegt, im richtigen Moment die entscheidende Bude gemacht und 3 Punkte mitgenommen. Ein solches taktisches Spiel muss ich nicht immer haben aber gerade gestern, gegen diesen Mißtverein, hätte ich nicht mit einer dämlichen Niederlage leben wollen.

[Black-Postit]

Zitat von Dirk

Hallo Mott,

sehr oft sehe ich ein Spiel mit ähnlichen Augen wie Du aber gestern liegen unsere Sichtweisen wohl komplett auseinander. Meines Erachtens haben die Jungs auf dem Platz die notwendige siegbringende Leidenschaft erkennen lassen, die im Spiel gegen Osnabrück total gefehlt hat. Das spielerische Element kam gestern natürlich deutlich zu kurz, was aber am total destruktiven FC Beck lag, der bis zum 1:0 kräftig italienischen Beton angerührt hat.

Vermutlich wollte Alemannia dem konterstarken Gegner nicht komplett ins offene Messer laufen und Fußball ist hier und da einfach auch von taktischen Maßnahmen geprägt. "Alle Mann nach vorn" kann es nicht immer sein.

Ich muss sagen, Gegner schön zu Recht gelegt, im richtigen Moment die entscheidende Bude gemacht und 3 Punkte mitgenommen. Ein solches taktisches Spiel muss ich nicht immer haben aber gerade gestern, gegen diesen Mißtverein, hätte ich nicht mit einer dämlichen Niederlage leben wollen.

Bis auf ein ß vollkommene Übereinstimmung. Die kämpferische Leistung war gestern weitaus wichtiger, als jegliche taktische Ausrichtung. Das war ein Sieg des Willens.
Spiele wie gegen Freiburg und Mainz auf dem Tivoli sind eher selten, weil die meisten Mannschaften nicht mitspielen wollen. Lautern war gestern in erster Linie aufs Zerstören aus und zeigte erst nach dem Führungstreffer ein wenig Willen, die Mittellinie zu überqueren. Netterweise erfolglos, auch in dieser Phase hatten wir die deutlich besseren Chancen und ohne Robbles im Tor, der excellent gehalten hat, wäre der Sieg wesentlich deutlicher ausgefallen. Mich hat es jedenfalls sehr gefreut, dass ausgerechnet die vielgeschmähten Lagerblom und Szukala gestern sehr stark waren. Vukovic hat mich mit seien ersten Aktionen allerdings eine paar Nerven gekostet. Danach hat er sich gewaltig gesteigert und den Sieg gesichert.

[Flush]

Zitat von Mott

Auch in dieser Saison hat die Alemannia immer dann gut und dominant ausgesehen, wenn sie ihr Herz in beide Hände genommen und den Gegner in dessen Hälfte beschäftigt hat. Wenn sie gepresst hat und den Kontrahenten so zu Fehlern animiert hat.

Das ist vollkommen richtig. Allerdings liegt das meiner Meinung nach nicht ausschließlich an der taktischen Ausrichtung. Ich würde das gerne an einer Personalie festmachen - Nemeth. Und ich meine einen Nemeth in guter Form, wie in den Spielen vor seiner Verletzung.

Im Aufbauspiel bietet er sich regelmäßig so an, dass er auch angespielt werden kann. Er kann den Ball halten und hat immer wieder glänzende Ideen und ein sicheres Passspiel. Und durch diese Eigenschaften gibt er dem Mittelfeld und den Außen die Zeit, nach vorne zu rücken. Sollte dann der Ball verloren gehen, kann man natürlich auch schon tief in der gegnerischen Hälfte pressen.
Ohne Nemeth gibt es meist nur eine Richtung - lang und hoch auf Auer. Ist der Ball dann weg, und das ist er meistens, steht der Rest der Truppe noch in der eigenen Hälfte und bekommt auch da erst die Chance, den Gegner zu attackieren. Viel zu spät für den Druck, den wir gerne sehen würden.

Die Alternativen zu Nemeth spielen nun völlig anders. Oussale will in der Regel steil geschickt werden und hat entsprechende Laufwege. Da haben wir das gleiche Problem wie bei den hohen Bällen auf Auer.
Und Holtby spielt nun mal eine völlig andere Position - unabhängig davon, wie er nun gestern aufgestellt war. Gestern hätte ich mir sowieso gewünscht, er wäre schon auf Schalke - Alibi-Zweikämpfe und immer wieder gescheiterte Versuche von zu kompliziertem Direktspiel haben unheimlich viele Ballverluste verursacht. Der denkt wohl nur noch an Scorerpunkte und besondere Gelegenheiten. Kann man bei einem 18-Jährigen vielleicht entschuldigen, aber ich hätte ihn in der Pause in der Kabine gelassen, auch wenn er gerade der Aachener Liebling ist.

Ich teile die Ansicht, dass das gestern nicht besonders überzeugend war, obwohl noch ein deutlicher Unterschied zu den Pfälzern erkennbar blieb. Aber ich bezweifle, dass taktische Vorgaben der Grund waren.

[Öcher1980]

Zitat von Mott

Doch zählt. Und sogar für mich als nicht gerade ausgewiesenen Fan von Lagerblom hat dieser eine grundsolide Partie hingelegt. Doch das ist für mich auch nicht der Punkt. Vielleicht schaust Du bei meiner offensichtlich skandalösen Kritik noch einmal genauer hin: Mir passt die generelle Marschrichtung nicht. Aus meiner Sicht spielen wir ein zu ängstliches und weitgehend auf pure Reaktion ausgerichtetes System. Wir stehen sehr tief und lassen das Spiel auf uns zu kommen. Ich wiederhole mich ungern: Das kann man machen. Aber auch nur dann, wenn man das taktische, konzeptionelle und spielerische Rüstzeug mitbringt. Nur ist uns das im Laufe der vergangenen Jahre komplett abhanden gekommen oder ausgetrieben worden. Je nach Lesart. Ballstafetten, Räume freilaufen, überraschende Positionswechsel, Pässe in die berühmte Schnittstelle (2 Euro für's Phrasenschwein, okay!), funktionierende Laufwege. Das fehlt uns mittlerweile. Dadurch ist das Spiel der Alemannia a) viel zu eindimensional und schematisch, deshalb b) viel zu leicht auszurechnen und c) reichlichst unattraktiv.

Auch in dieser Saison hat die Alemannia immer dann gut und dominant ausgesehen, wenn sie ihr Herz in beide Hände genommen und den Gegner in dessen Hälfte beschäftigt hat. Wenn sie gepresst hat und den Kontrahenten so zu Fehlern animiert hat. Dann hatte man das Gefühl, dass die Mannschaft das Spiel im Griff hatte. Doch das haben wir viel zu selten getan. Meistens hat das Team abwartend, verwaltend und beinahe wie das Kaninchen vor der Schlange agiert. Und dann hatte der Gegner gute Chancen. Und da war es schnuppe, ob der Freiburg oder Wehen hieß.

Also ich bleibe dabei, dass ich Dir bei der Bewertung "Grottenkick" vehement widerspreche.

Abseits davon möchte ich Dir aber auch meine Position erklären und warum ich mir bspw. ein Festhalten an Seeberger (in der jetzigen Situation) wünsche.

Ich gebe Dir recht. Auch ich habe mich diese Saison sehr oft geärgert und mich gefragt was mit der Mannschaft los ist. Bei einigen Glanzlichtern hat man immer gesehen, wozu die Mannschaft in der Lage ist. Mit einer Leistung im Durchschnitt der letzten Wochen (ein Spiel wie in Osnabrück wird es immer und in jeder Mannschaft geben) hätte uns punktemäßig m.E. knapp hinter Freiburg platziert.

Auf der anderen Seite habe ich aber gerade in dieser Saison "meine Alemannia" wiedergefunden. Vielleicht zusammen mit der Mannschaft zum Schluss ich weiß es nicht. Mein Fan-Sein stand nie zur Disposition (das ist auch absolut unmöglich ) aber irgendwie war das Tivoli-Feeling ein bisschen verloren gegangen.
Wir hatten jetzt in 10 Jahren Hach, Winkholdt, Berger, Hecking, Frontzeck, Buchwald, Schmadtke und nun Seeberger. Vielleicht ist Seeberger nicht der beste Trainer für diesen Moment aber ich glaube dass mit ihm grundsätzlich etwas möglich ist.
Ja vielleicht hat es auch dem Wink von außen von den gebraucht. Aber ist das nicht auch legitim? Bei der Arbeit braucht es doch auch manchmal so etwas und dann klappts.

Mir hat die letzte Rückrunde sehr gut gefallen. Diese Saison war zu Beginn (dank der Heimspielbilanz) erträglich, wurde dann frustrierend und macht seit ein paar Wochen wieder richtig Spaß.
Und ich? Ich stehe wieder im S-Block unten und brülle was das Zeug hält. Ich wibbel auf die Uhr schauend herum. Ich fühle mich persönlich beleidigt wenn lachhafte Oberhausener "Heimspiel in Aachen" skandieren.

Und ich habe den Eindruck ich bin nicht der einzige dem es sogeht. Irgendwie hat sich die Atmossphäre im Stadion wieder gewandelt.

Ganz unabhängig vom Trainer ist es mir auf den Senkel gegangen, dass sich so viele Zuschauer auf einzelne Spieler eingschossen hatten und den Spieler das spüren lassen haben. Das ist doch in jedem Fall kontraproduktiv. Wir werden auch in Zukunft wieder durch die ein oder andere schlechte Saison durch müssen. Was ich mir dann wünsche ist, dass wir wieder wie früher bedingungslos hinter der Mannschaft stehen. Zumindest während des Spiels.

nach dem Oberhausenspiel waren die meisten zufrieden, weil der Einsatz stimmte.

Ich habe die Hoffnung, dass dieser Weg in der nächsten Saison weitergegangen wird. Und deswegen würde ich Seeberger gerne noch eine Chance geben.
Schafft er es nächste Saison mit einer Mannschaft, die dann 100%ig seine Handschrift trägt nicht, dann wars das eben.

Gruß,

Öcher