Thema: Fanszene
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  #12844  
Alt 21.11.2016, 17:45
tivolino tivolino ist offline
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...bis der erste Mensch in Flammen steht

Zitat:
Zitat von DerLängsteFan Beitrag anzeigen
Normalerweise lese ich deine Beiträge gern, weil sie meist sachlich und nachvollziehbar sind.
Doch ich glaube, hier hast du dich ein wenig verrannt.
Anscheinend getrieben durch eine abgrundtiefe Abneigung gegen den GF.

Nach meiner bescheidene Ansicht.
Eines vorweg: Ich halte Timo S. nicht für den optimalen GF, bin aber keineswegs von einer abgrundtiefen Abneigung gegen ihn getrieben. Mein Beitrag richtete sich auch nicht in erster Linie gegen Herrn S., sondern gegen die scheinheilige Doppelmoralapostelei der gesamten Fußball-Offiziellenschaft beim Thema Pyro. Timo S. hat mir dafür allerdings eine nette Vorlage gegeben, weil er sich dummerweise öffentlich verplappert hat...

Wenn du meinst, ich hätte mich mit der These verrannt, dass Timo S. oder andere für die Stadionssicherheit Mitverantwortliche unter unglücklicheren Umständen wegen Wuppertal auch auf der Anklagebank hätten landen können, dann lade ich dich zu einem kleinen Gedankenspielchen ein. Voraussetzung ist die Grundannahme, dass Pyro nicht nur verbandsrechtlich verboten ist, sondern auch richtig gefährlich werden kann.

Stellen wir uns also vor, Wuppertal wäre nicht so glimpflich abgelaufen, sondern die Aktion wäre völlig aus dem Ruder gelaufen - und am Ende hätten (Gott bewahre!) fünf, sechs unbeteiligte Fans mit schweren Brandverletzungen ins Krankenhaus eingeliefert werden müssen. Die Öffentlichkeit ist entsetzt; die Presse fragt, wie das passieren konnte - das ganze übliche mediale Programm in solchen Fällen.
Und dann kommt nach einigen Tagen Herr Timo S. und erzählt in aller Öffentlichkeit frei von der Leber weg, dass er vorher über die geplante Pyro-Aktion Bescheid wusste. Sogar die Minute (52), in der es losgehen wird, habe er vorher gewusst.

Glaub mir: Dann hätten nicht nur ich hier, sondern eine ganze Menge andere Leute kritische Fragen gestellt:

Sie wußten also Bescheid, Sie waren tatsächlich vorgewarnt, Herr S.?
Und was haben sie unternommen, um die Gefahr zu bannen?
Haben Sie die Polizeibehörde und am Spieltag den Polizeieinsatzleiter informiert?
Haben Sie den Gastgeberverein und den Verband informiert?
Haben Sie den Ordnungsdienst eingeschaltet und zum rechtzeitigen Einschreiten aufgefordert, wo Sie doch sogar die Startminute wussten?
Haben Sie rechtzeitig Kontakte aufgenommen, um die Gruppe vorher vielleicht noch zu stoppen?
Haben Sie überhaupt irgendetwas unternommen, wo doch allgemein bekannt ist, wie gefährlich solche Aktionen werden können?

Wie sprechen hier wohlgemerkt nicht über Privatmann Timo S., sondern über den Geschäftsführer des Gastvereins, der laut Statuten mitverantwortlich für die Sicherheit im Stadion ist. Jede Wette: Hätte S. die ganzen Fragen mit "Nö" beantworten müssen, wären ihm fette Schadenersatzklagen und weiterer juristischer Ärger sicher gewesen.

Aber das ist ja gar nicht der schlimmste Punkt. Ich gehe zu Gunsten des GF einfach mal davon aus, dass er die Polizei, den Ordnungsdienst, den Gastgeberverein sehr wohl informiert und gewarnt hat. Dann wäre Timo S. juristisch vermutlich aus dem Schneider. Und andere drin.
Leider sprechen die Videos aus Wuppertal eine deutliche Sprache: Offensichtlich gucken sich alle Offiziellen inklusive Polizei und Ordnungsdienst das gefährliche Spiel einfach nur tatenlos an, und das trotz der Vorwarnung. Und nachher erheben dann alle den moralischen Zeigefinger und stimmen das große Klagelied an. Verbandsstrafe, Akte zu, bis zum nächsten Mal, same procedure wie immer.
Vor allem diese Doppelmoral ist es, die mich so aufregt. Und bei anderen Spielen geht es ja noch viel heftiger zur Sache. Wenn man nicht mal auf Vorwarnung wirkungsvoll reagiert, wenn alle Beteiligten inklusive der Polizei bei einem angekündigten Verdacht auf Verstoß gegen das Sprengmittelgesetz und akuter Gefahr für Leib und Leben die Hände in den Schoß legen, dann frage mich, wie lange man sich diesen Pyro-Wahnsinn noch angesehen will.
Wahrscheinlich solange, bis der erste Mensch vor laufenden Kameras in Flammen steht.
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