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Alt 11.03.2010, 01:08
tsunamiAC tsunamiAC ist offline
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Zitat von Klaus34 Beitrag anzeigen

"Natürlich weiß auch Kai Schalkowski, dass ihm der sportliche Erfolg die besten Argumente für den Ticketverkauf liefert - und er erlebt derzeit den Umkehrschluss. Aber er sagt selbstbewusst: «Wir verkaufen ein gutes Produkt. Das Stadion hat Erstliganiveau. Und in größeren Stadien gibt es leere Bereiche, wie bei uns auf der Nordtribüne - wenn man nicht auf der Erfolgswelle schwimmt.»

Damit wirkt er auf mich nicht blind, sondern weiß doch auch, was los ist. Aber was soll er tun? Etwa selber spielen :-) Obwohl, warten wir mal ab, wer sich noch alles verletzt... Wir sind Aachen. Wir sind nicht schlecht. Wir haben uns, die Fans, eine Tradition und einen Ruf!

...

Wenn der Typ das kaufmännisch ein "gutes Produkt" nennt, zeigt er zwar, dass er offenbar hier noch nicht angekommen ist, aber dennoch hat er auch irgendwie Recht.
Niemand macht dem Kaufmann zum Vorwurf, dass er von einem "Produkt" spricht, das haben wohl Kaufmänner so an sich. Fussball ist ein Geschäft, daher wird logischerweise auch versucht, ein Produkt möglichst vielen schmackhaft zu machen. Wenn das nicht so wäre, hätte er wohl seine Aufgabe verfehlt.

Leider wird allgemein bei Menschen mit Dollarzeichen in den Augen gerne mal vergessen, etwas nach links und rechts zu schauen. D.h., dass man auch berücksichtigen sollte, dass es Menschen gibt, die von einem Stadionbesuch nur bestimmte grundlegende Dinge erwarten, allerdings nicht ein "Extra" nach dem anderen. Wenn er meint, dass Extras der entscheidende Faktor sind, die Plätze voll zu bekommen, hat er ganz einfach keine Ahnung von dem Produkt, welches er verkauft, oder aber (was ich eher vermute) er rückt die wichtigsten Gründe für einen Stadionbesuch in den Hintergrund - und das wie du selbst sagst wohlwissend!

Und genau an diesem Punkt stellen sich 2 Fragen:
a) Warum gesteht man sich nicht ein, dass das grundlegende angebotene Produkt im Moment einfach weit unter den Erwartungen liegt? Das muss gar nichts mit dem Tabellenstand zu tun haben, sondern damit, dass man sich schon während eines Spiels ärgern muss überhaupt gekommen zu sein, mal übertrieben ausgedrückt. Anstatt dort den Ansatz zu suchen und "anzupacken" (dauerhaft schlechte Leistung = niedriger Preis) wird aber versucht alles mit Extras zu übertünchen. Warum muss das sogar so ein? Logisch, es ist ja bereits fest eingeplant, dass eine bestimmte Mindestanzahl von Leuten bei feststehenden Preisen Spiele heute und auch in Zukunft besucht. Aber mal ehrlich? Die Preise jetzt nur mit einem Mehrwert (für den Anschein - Mehrkosten dürfen dabei ja nicht entstehen) beizubehalten wäre genauso, als würde jemand versuchen abgelaufene Lebensmittel für den gleichen Preis anzubieten. Sollte ein Kaufmann eigentlich wissen - und vor allen Dingen auch entsprechend handeln. Kann er das nicht aufgrund finanzieller Verpflichtungen und Rahmenbedingungen (d.h. Zwänge), dann frag ich mich, warum man sich überhaupt in so eine Situation gebracht hat und warum man jetzt auch noch obendrein versucht mit Mittel A (nennen wir es merkwürdige Schein-Maßnahmen) das Übel A (nennen wir es Identitätsverlust) zu "bekämpfen", anstatt entgegenzusteuern.

b) Einige treue Seelen, für die die Alemannia eine Herzensangelegenheit ist, werden auch weiter zu den Spielen kommen, selbst wenn die Preise nochmal deutlich steigen würden. Was passiert aber mit der neuen Zielgruppe, die man jetzt und in Zukunft ansprechen möchte? Um nicht zu sagen, dass man von dieser mit dem neuen Stadion ja fast schon abhängig ist. Dabei handelt es sich um Gelegenheitszuschauer, Eventbesucher oder wie man es auch nennen will. Gefällt ihnen nicht mehr was sie sehen, sind sie auch schnell wieder weg. Darüber hinaus gibt es noch eine weitere große Gruppe von Leuten, die bereits "auf der Kippe" stehen und sowieso schon "auf dem Zahnfleisch" gehen, was die Preise angeht. Diese kommen zwar jetzt auch noch zu den Spielen, obwohl es schlecht läuft, aber wenn dieses müde Gekicke auf dem Platz dauerhaft so beibehalten wird und sich zeitgleich die Mentalität nicht ändert, mit der hier bestimmte Dinge angegangen werden, dann haben sie auch irgendwann die Schnauze voll und bleiben weg. Und hier kommt der Knackpunkt: Wo sich eine Herzensangelegenheit entwickeln hätte können, werden diese Leute auch dann wegbleiben, wenn es sportlich wieder etwas besser läuft - da man sie auf gut deutsch endgültig "vergrault" hat. Natürlich nicht nur allein aufgrund der Eintrittspreise, sondern auch wegen des Identitätsverlusts, der durch solche scheinbaren Mehrwertspielchen oder -täuschungen nur noch verstärkt wird.
Warum rede ich von Mehrwerttäuschungen? Welcher Mehrwert soll denn bitte erbracht werden, der nichts kostet? Würde dieser etwas kosten, könnte man die Eintrittspreise für ALLE günstiger machen, daher -> alles nur Schein, eine Trickkiste.

Naja, vielleicht geht ja alles gut. Angenommen der Mehrwert-Reiz greift, die Zuschauerzahlen sinken nicht weiter ab... was dann? Ist das langfristig gut? Nur sinnvoll, um eine kurze sportliche Talfahrt zu überbrücken, was aber, wenn sie länger anhält? Dann ist das Szenario am Ende bitterer, als hätte man die Preise von vornherein günstiger gemacht und sein Gesicht gewahrt. Wie hieß es denn? Alemannia. Einfach. Gut... oder so ähnlich?
Wie ist es denn jetzt? Alemannia. Verstrickt. Umständlich. Tugendhaft? Gut?