Einzelnen Beitrag anzeigen
  #798  
Alt 09.02.2018, 12:53
Benutzerbild von Aix-la-Chapelle
Aix-la-Chapelle Aix-la-Chapelle ist offline
Foren-Urgestein
 
Registriert seit: 01.08.2007
Beiträge: 12.735
Abgegebene Danke: 4.095
Erhielt 9.796 Danke für 3.664 Beiträge
Zitat:
Zitat von tivolino Beitrag anzeigen
Ein Armutszeugnis für die gesamte Grenzregion? Mit derlei Schelte würde ich mich mal ganz still zurückhalten. Wer sind wir denn?

Wir sind ein gestrandeter Ex-Zweitligist, der größtenteils durch eigenes Verschulden, eigene Unfähigkeit und eigene Überheblichkeit seiner eigenen Funktionärsriegen bis ins Mittelmaß der vierten Liga durchgereicht wurde und der in Rekordzeit zwei Insolvenzen hingelegt hat, aus deren zweiter er nach wie nicht heraus ist.
Wir sind ein Verein, der innerhalb von wenigen Jahren die Hälfte seiner Mitglieder und zwei Drittel seiner Zuschauer verloren hat. Wir sind ein Verein, der nicht ewiger Tabellenführer der 2. Liga ist und nur eine Klasse unter Bayern München spielt, sondern der gemeinsam mit Wegberg und Bonn nur eine Klasse über dem SV Breinig und dem VfL Vichttal spielt.

Wir Fans des verbliebenen harten Kerns schmoren natürlich immer noch im eigenen Traditionssaft, und das ist ja auch gut so. Aber wenn man mal die Außenwahrnehmung erkundet und mit durchschnittlich Fußballinteressierten außerhalb von Aachen oder auch mit mittelständischen Unternehmern aus der Region spricht, wird einem erst richtig klar, welch enormen Image- und Ansehensverlust unser Verein durch die Ereignisse der vergangenen sechs Jahre erlitten hat.

Alemannia? Da gehst du immer noch hin? In welcher Klasse spielen die eigentlich? Und stimmt es, dass die schon wieder pleite sind?
Das kriegst du zu hören, wenn du Arbeitskollegen hast, die östlich von Düren zu Hause sind. Und bei den Unternehmern und Handwerkern rund um Aachen kennt wahrscheinlich jeder einen, der einen kennt, der nach Geschäften mit Alemannia Aachen auf unbezahlten Rechnungen sitzengeblieben ist oder sonstwie wirtschaftlichen Schaden genommen hat. Von den zig Millionen zu Lasten der Steuerzahler ganz zu schweigen.

Wer sich nun wundert, dass nach drei guten Spielen nicht gleich wieder 10000 Leute ins Stadion rennen oder dass die Unternehmen nicht gleich auf Martin vom Hofes lustige Videos anspringen und begeistert neue Verträge abschließen, hat den Knall immer noch nicht gehört.


Man muss den Laden trotzdem nicht dichtmachen. Aber uns muss klar sein, dass es noch viel Zeit und Geduld brauchen wird, das zerdeppperte Porzellan zu kitten. Gut ist immerhin, dass Leute wie vom Hofe und Kilic die Sache so beherzt angehen. Der konturlose neue Vorstand hinkt da leider noch etwas hinterher. Aber wenn es gelingt, in der neuen Saison mit einer unbelasteten neuen GmbH an den Start zu gehen und diese dann auch solide zu führen, wäre das schon ein großer Schritt in die richtige Richtung.

Der gesamten Grenzregion zum jetzigen Zeitpunkt ein Armutszeugnis auszustellen, weil sie der Alemannia angeblich nicht genug hilft, halte ich aber für nicht angemessen. Wie sagte doch kürzlich ein weiser jungen Mann: Wir müssen liefern, nicht fordern.
Alles wunderschön formuliert, gerade so wie es sein muss, dass niemand dem etwas entgegnen könnte, halt so, wie es der Mainstream denkt und beflissentlich abnickt. Und mit der klar logischen Konsequenz, "wir", die Alemannia und die, die sich noch damit identifizieren, sind alles selber Schuld und das Verschwinden in der Bedeutungslosigkeit ist demgemäß nichts als die logische Konsequenz, die gerechte und realitätsbezogene Folge des Verhaltens und der Sünden aus der Vergangenheit. Klappe zu und Deckel drauf. 110 jährige Geschichte mit allem was dazu gehört in die Tonne gekloppt.

So weit so gut. Und nun? Beerdigen, die Sache ein für allemal beenden, Alemannia auflösen, den Kasten an der Krefelder Straße einstampfen und gut ist? Fußball in der Städteregion und im gesamten Grenzland mit hunderttausenden von Menschen für unnötig erklären? So etwas braucht man nicht als identitätsstiftendes Merkmal für die Menschen in der Region, nicht als wichtigen Standortfaktor für ein Oberzentrum? Wirklich nicht?

Nein, so ist es natürlich nicht, überall in der Republik hat man dies erkannt, überall wird in den Fußball investiert, weil Städte und Regionen im Wettbewerb stehen, um die besten Köpfe, um die besten Ideen, um die Ansiedlung von Firmen und Geschäften, um attraktiv zu sein, dass die Menschen in der Region bleiben und dass neue Menschen durch gesetzte Anreize angezogen werden, weil man sich mit vielen Angeboten attraktiv gemacht hat. Hierzu gehören neben Kulturangeboten insbesondere auch Sport- und Freizeitangebote.

Da klotzen andere Städte und Regionen regelrecht. Und hier in Oche? Tote Hose und nochmals tote Hose. Als eine der wenigen bedeutungsvollen und attraktiven Sportstätten in Aachen, die ein solches Niveau und eine solche Attraktivität haben könnten, ist weit und breit nur das an der Krefelder Straße stehende Stadion zu erkennen. Das darauf wartet, mit gutem Fußball endlich wachgeküsst zu werden.

Und wer ausser der Alemannia wäre dazu in der Lage, auf absehbare Zeit hin dies bewerkstelligen zu können. Ich kann (als Alemanne sage ich, Gott sei Dank) weit und breit niemanden erkennen, der dazu in der Lage wäre.

Von daher bleibt, trotz der gemachten Sünden in der Vergangenheit, nichts anderes übrig, als die Alemannia wieder fit zu machen, diese Funktion für die Region wieder übernehmen zu können, die sie diesbezüglich im übrigen
jahrzehntelang innehatte. Fragtest du jemanden, was ihm als erstes zur Stadt Aachen einfiel, kam neben Dom, CHIO, Karlspreis und AKV in einem Atemzug immer auch die Alemannia! Sie war Stadtgespräch und in aller Munde.

Und spätestens im Angesicht dieser Tatsache bleibe ich dabei, dass es beschämend ist, wie wenig sich Wirtschaft und Kapital an dem Projekt Alemannia beteiligen und darin investieren.

Gleiches gilt für mich im übrigen auch bezüglich des Stadionbaus, dass mangels Unterstützung und Perspektiven die Alemannia als unerfahrener und hierfür nicht qualifizierter Bauherr alleine bauen musste, während in anderen Städten und Regionen die Städte und das vorhandenen Kapital die Stadien für ihre Clubs gebaut und diesen zu häufig extrem günstigen Konditionen zur Verfügung gestellt haben.

Mit diesem entscheidenden Fehler ist im übrigen auch der Niedergang der Alemannia und des Spitzenfußballs in Aachen nicht unerheblich mit verknüpft.

Von daher, ja, liefern muss die Alemannia, im Verein und auf dem Platz. Ohne die entsprechenden Voraussetzungen, ohne die Wirtschaft der Region, ohne das Investment des hiesigen Kapitals wird es aber nicht gehen, es sei denn, man ist mit den Ansprüchen, die Breinig und Vichttal haben, zufrieden. Ich für meinen Teil denke, dass Aachen als Oberzentrum da andere Ansprüche und Interessen nicht nur haben sollte, sondern auch hat.

__________________
Mit Zitat antworten
Folgende 5 Benutzer sagen Danke zu Aix-la-Chapelle für den nützlichen Beitrag:
hodgepodge (09.02.2018), josef heiter (13.02.2018), kannfürnix (09.02.2018), Wissquass (09.02.2018)