Zitat von Heya Alemannia
Hallo,
ich hab länger darüber nachgedacht, was ich hier reinschreiben könnte. Mehrere Beiträge haben so starke emotionale Momente auch in mir noch mal hochkochen lassen, dass ich sie einfach wiederholen könnte. Doch der Sinn des threads ist wohl, ein paar intensive Erinnerungen rauszukramen, die noch keine Erwähnung fanden.
Ich möchte ganz einfach an das Gefühl erinnern, wenn sich Freitags abends ( und damit meine ich wirklich abends, die Zeit als es Spiele gab, die bei Dunkelheit angepfiffen wurden) Massen in schwarz gelb gewandet ruhig und erwartungsfroh Richtung Tivoli schoben. Je näher man dem Stadion kam, je intensiver sich die Augen auf die in prächtigem Halbdunkel erstrahlenden Flutlichtmasten fokussierten, desto schneller schlug das Herz, desto hektischer wurde der Schwarm und der Geruch, die Mischung aus Zigaretten, Bier, Senf und nassem Matsch, bleibt für immer in den hinteren Windungen des Hirns eingebrannt.
Und der Stolz, wenn man in der Fremde den Vereinsnamen erwähnt und es Leute gibt, die den Namen kennen und sich ein Plausch über Alemannia ergibt und man merkt, dass sich, in welcher Sprache auch immer, die Worte zu überschlagen scheinen und man merkt, dass man wieder viel zuviel labert, die Wangen rot werden und die Hände leicht zittern. Und der Stolz, den man verspürt, wenn eine Mannschaft auf dem Feld die Schlacht offen annimmt und keine Angst zeigt, selbst als krasser Außenseiter nicht und die schwarz gelbe Schar auf den Rängen leidenschaftlich und inbrünstig für das sorgt, wofür man heute als armseliger Träumer und seniler Schwärmer belächelt wird.
Und dabei ist die Größe der Bühne, die Medienpräsenz, die Stadionauslastung vollkommen egal. Ob das 60.000 in Berlin waren, 40.000 in Sevilla, 35.000 in Köln gegen St. Petersburg, oder 24.000 daheim gegen Bayern oder Werder, 4.000 in Liga 3 gegen Trier, wo Vanderbrouck bei strömendem Regen in der 91. Minute mit einem Freistoß das 2:1 machte, ob es zuhause Saison 80/81 gegen Osnabrück das 5:0 war vor 25.000. Nach dem Spiel waren sich alle einig, am Tivoli kann nur Alemannia gewinnen und diese Mannschaft wird auf jeden Fall aufsteigen. Wenn ich mich nicht irre, war Osnabrück Tabellenführer. Und im nächsten Heimspiel wurd dann der dritte Bocholt vor 16.000 mit 3:1, 3 Tore Bübbes Kehr, nach hause geschickt. Das war eine Zeit, in der Trainer Ahmann in den letzten 20 Minuten die Glocke läutete und wenn es dann mit dem Gefälle des Platzes im Rücken auf den Würselener Wall ging, brannte regelmäßig ein Feuerwerk ab. Auf dem Platz wie auch auf den Rängen.
Tja, jetzt geht’s bei mir wieder los, jetzt könnt ich wieder loslabern als wär ich ein 100jähriger Märchenonkel. Da mach ich lieber Schluß, ich kennt die Geschichten aus eurer Perspektive eh alle selbst
Tot ziens
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