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Alt 10.01.2017, 18:15
Franz Wirtz Franz Wirtz ist offline
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Zitat:
Zitat von Oche_Alaaf_1958 Beitrag anzeigen
Hätte hätte bringt uns aber nicht weiter. Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass früher, und zwar zu guten alten 2. Liga-Zeiten, viele viele gejammert haben, wir hätten mit dem zu kleinen Stadion einen enormen Wettbewerbsnachteil und wir bräuchten dringend ein größeres Stadion mit besserern Vermarktungsmöglichkeiten, um konkurrieren zu können und um wettbewerbsfähig zu sein. (...)

Um zu verstehen, dass das so nicht gut gehen konnte, mußte man dann wahrlich kein Finanzgenie mehr sein. Nein, ich behaupte, dass das allen Beteiligten letztlich klar gewesen ist, ausser vielleicht einigen Aufsichtsratherren und der völlig inkompetenten Geschäftsführung der Alemannia! (...)
Man könnte auch an nahezu allen anderen Stellen einsetzen, aber dieser Gesichtspunkt ist doch ein zentraler.

Nachdem der Verein mit seiner Forderung scheiterte, die Stadt solle bitte schön ein neues Fußballstadion bauen, tüftelte man gemeinsam einen Plan aus: Der Verein selbst, der dafür gar kein Geld hatte, baut das Stadion und - wer hätte das gedacht - die politischen Freunde arrangieren die Bürgschaften von Stadt und Land und sorgten somit von Beginn an dafür, dass quasi nichts mehr schief gehen konnte, im Ernstfall haftet der Steuerzahler.

Seitens des Vereins wurden wir darüber aufgeklärt, dass nur die ganz große Lösung in Frage käme, ein Umbau des alten Stadions oder eine kostengünstigere Lösung außerhalb der Stadtgrenzen wurden mit den abenteuerlichsten Begründungen verworfen. Am originellsten fiel die Antwort auf die Grundsatzfrage aus, warum braucht man überhaupt ein neues Stadion? Um zukünftig überhaupt noch überlebensfähig zu sein, müsse man auf europäischer Ebene agieren können und hierfür musste dieses Stadion in genau dieser Größenordnung und genau an diesem Platz her. Von Bescheidenheit keine Spur. Fünf Millionen Euro an jährlicher Zins- und Tilgungslast wurden als besonders ambitioniertes Finanzierungskonzept geradezu gefeiert. Die Lokalpresse unterstützte beinahe täglich dieses unsägliche Gemauschel und unterließ nichts, um politisch Verantwortliche unter Druck zu setzen. Ein Musterbeispiel für eine parasitäre Symbiose der übelsten Art.

Als Folge der sich anschließenden Katastrophe, und diversen anderen Erfolgsgeschichten, versagten die Bürger der Stadt Aachen anlässlich der Campusbahn-Entscheidung, ein 240 Millionen-Stadtbahn-Projekt, die Unterstützung. Mehr als 130 Millionen Euro an Fördermitteln gingen der Stadt verloren. Die immer noch andauernden Glanzleistungen der Aachener Ratsherren zum Thema Tivoli kann nur derjenige ausreichend würdigen, der auch diesen Zusammenhang begreift.

Die sportliche Seite klammere ich 'mal bewusst aus, aber unabhängig davon, man kann es drehen und wenden wie man will, in einem Punkt ist diese (Unglücks-) Geschichte ein wahrer Volltreffer:

Der teure Stadionbau war und ist der garantierte Blankoscheck für die Ewigkeit.


PS:
Sollte irgendwann einmal ein Name für jene Fußgängerbrücke gesucht werden, ich hätte einen Vorschlag für den zum Himmel mahnenden Zeigefinger:

Das achte Gebot (Du sollst nicht lügen)
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„Sicher ist, dass nichts sicher ist. Selbst das nicht.“
Joachim Ringelnatz
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Max (10.01.2017)