Einzelnen Beitrag anzeigen
  #1509  
Alt 25.04.2013, 00:52
Pratsch-Gelb Pratsch-Gelb ist offline
Experte
 
Registriert seit: 30.05.2012
Beiträge: 750
Abgegebene Danke: 1.631
Erhielt 1.164 Danke für 308 Beiträge
Videozusammenschnitt der AN...

Zitat:
Zitat von Aix Trawurst Beitrag anzeigen
... ... ...
Einfach damit man mal wenigstens zweiter Hand einen Eindruck vom Auftritt unserer Jungs bekommen kann, das wäre echt lieb.
http://www.aachener-zeitung.de/video...efer=rightboxa

Hallo AT,

Die Zusammenfassung beinhaltet bis auf 3 - 4 Szenen wirklich alle Höhepunkte aus 120 Minuten.

Mein Live-Eindruck:
Es wäre im Vorfeld vermessen gewesen diesen Gegner zu unterschätzen. Angesichts unseres eigenen Tabellenstands und des Tabellenstands der Wegberger in der Mittelrheinliga. Mit der Bürde des Favoriten mussten wir natürlich leben, auch wenn einige Grünschnäbel aus unseren Reihen damit umzugehen erst lernen müssen. Wobei... ...ich eher den Eindruck hatte, dass gerade die "Frischlinge" in unserer Mannschaft weniger Respekt zeigten als Altvordere...

Der Unterschied zu einer eingespielten Mannschaft vom Schlage der Wegberger, die "in Ruhe" - zumal als Spitzen-Oberligist (Mittelrhein) - ihre Saison bestreiten kann und unserer über die Saison von ständigen Brüchen gebeutelten Mannschaft, die zudem nach Durchschnittsalter mehr als ein halbes Jahrzehnt an Erfahrung verloren hat, wurde in diesem Spiel brutal anschaulich.

Wegberg verstand es großartig in der Defensive im Reihenverbund immer wieder geschlossen in Ballrichtung zu verschieben. Sie praktizierten genau das, was unsere Jungs 2 Ligen höher ebenfalls gegen den Ball (auch erfolgreich) bewerkstelligten. Ich weiß nicht warum, aber gestern wurde die Defensivarbeit der Wegberger mehrfach durch eine Mischung verspringender Bälle (unebener Boden) bzw. ungepflegte Ballannahmen, aber auch durch ungenau dosiertes Abspiel begünstigt. Dies konnte freilich in der Mehrheit nur bei den Alemannen auffallen, da unsere Mannschaft eindeutig den höheren Ballbesitzanteil hatte. Wenn ich keinen Ball annehmen oder führen muss, dann kann mir eine ungenaue Ballbehandlung auch nicht zur Last ausgelegt werden... Daher war es mir schon lieber so wie es war.

Wir waren also deutlich optisch überlegen, wobei die Überlegenheit durch gute Wegberger Defensivarbeit, eingegrenzt wurde, die dazu führte, daß - wie man dann häufiger als Folge erkannte - unsere Mannschaft häufiger "hinten rum" spielen musste und ständig nach neuen Lösungen für einen gefährlichen Angriff suchte. So entwickelt sich ein Fußballspiel wie gestern gern zu einem "einlullenden" Geduldsspiel einerseits (Alemannia), aber auch zu einer unerwünscht gefährlichen Verschiebung des Gefahrpotentials bei gestern gesehenen Konzentrationsmängeln, die Ausschlag gebend darüber sein können, welche Taktik die erfolgreichere sein wird, wenn das eigene Aufbauspiel über weite Strecken nur "behäbig" und durchschaubar, wenig überraschend und von wenig individuellem Esprit getragen ist. Dadurch blieb die alemannische Offensive kontrollierbar, gegenüber plötzlichen Kontern Wegbergs.

Aus der agressiv vorgetragenen Arbeit gegen den Ball (Wegberg) entstanden Ballverluste Alemannias, die dann auch zur klassischen, schnell vorgetragenen, Kontersituation führte, die mit der 2. Chance und dem ersten Torschuß Wegbergs die Partie auf den Kopf stellte. Optisch! Taktisch war bis zu diesem Zeitpunkt Wegberg somit die bessere Elf! Oder zumindest "besser unterwegs"...

Aus Sicht aller Alemannen auf der Tribüne lag der entscheidende Faktor darin, daß das Aufbauspiel nicht zwingend genug vorgetragen wurde um Wegberg zu Fehlern zu verleiten. Druckvoll vortragen kann man jedoch nur, wenn sich die für Offensive Zuständigen (richtig) "bewegen"... somit Kombinationsfußball überhaupt möglich werden kann und man sich nicht allein auf geglückte Einzelaktionen verlassen muss, um gegen eine sehr diszipliniert im Verbund stehende Wegberger Elf Durchschlagskraft entfalten zu können. Das galt mM nach nicht nur für Heller alleine. Insofern sehe ich ihn nicht nur, aber auch als "Opfer" seiner Kollegen...

Als Stürmer ist man gnadenlos auf genaues und wohldosiertes Zuspiel angewiesen um Druck und Gefährlichkeit aufbauen zu können. Das war gestern über weite Strecken in allen Mannschaftsteilen Mangelware. Wenn ich Heller kritisiere muss man auch Fehler Anderer ansprechen. "Svenni" hatte gestern auch einen "gebrauchten Tag". Wenn man zudem vorne das Gefühl hat, daß hinten eine "Puddingabwehr" agiert, trägt das nicht zu einem stabilen Gesamtauftritt bei. Man verhält sich automatisch mehr sicherheitsorientiert und schon leidet der Offensivdrang. 3-4 dicke Wackelaktionen, garniert mit Befreiungsschlägen, die keiner Notsituation entsprangen... Es ist gutgegangen.

Der Sieg entsprang dann durch langsam aber stetig erarbeitetes Selbstvertrauen in eigene Handlungen und aus der Einsicht gegen diesen Gegner mehr tun zu müssen. Bestes Beispiel - und diese Szene war allein das Eintrittsgeld wert - war das einem "Messi gerecht werdende" Dribbling von Strujic, der gleich 3 Wegberger auf dem Bierdeckel vernaschte und mustergültig auf Dario auflegte, ...der dann leider verzog. Die Hereinnahme von Schumacher und "Roooobert" belebte unser Offensivspiel. Leipertz hätte um ein Haar mit seinen ersten Ballkontakten ein Tor erzielt, ja erzielen müssen. An anderen Tagen klappt das... Es wurde ein Arbeitssieg. Nicht mehr und nicht weniger. Richtig ärgerlich war jedoch die Erkenntnis, daß uns der Sieg nicht in 90 Minuten gelungen ist. In der Meisterschaft hieße dies nur 1 Punkt zuhause... in der Oberliga!

Ein Fazit über diese Mannschaft zu ziehen wage ich nicht. Die Herleitung ihrer Zusammensetzung entstammt dem Ritt auf Kanonenkugeln einer ganzen Bande von Münchhausens... Man kann nur wünschen, daß irgendjemand in der Lage ist, ihr (der Mannschaft) klar zu machen, daß sie erst am Anfang ihrer Entwicklung steht, so sie denn so zusammenbleibt. Angesichts dieser Fragestellung habe ich Hochachtung vor der Arbeit aller Sportverantwortlichen so etwas wie einen roten Faden entwickeln zu müssen vor dem Hintergrund beinah wöchentlich auftretender Hiobsbotschaften... Da erfolgreicher Fußball in der Summe auch die Vermeidung von (taktischen) Fehlern und das Vortragen einstudierter Spielsituationen darstellt, muss man andererseits wieder feststellen, daß auch dieses Spiel zugunsten weiterer Stabilität dienlich sein wird.

Man muss auch dreckig siegen können...

Ein Nachwort zu Thiele und Kefkir:
Beide galten in ihren vormaligen Klubs nicht als Stammspieler. Besonders Kefkir fiel zu Beginn der Serie damit auf, nicht einschätzen zu können, was er in der jeweiligen Situation denn nun am besten machen sollte. Defensivarbeit schien ihm gänzlich fremd zu sein. Mir fiel auf, daß er neben allen Alt-Granaten eher nicht wagte eigene Initiativen zu ergreifen, da seine Aufmerksamkeit mehr auf das Vermeiden eigener Fehler ausgerichtet war und eigenverantwortliches Handeln lieber Anderen überließ. Er agierte nicht selbst, er reagierte statt durch selbstbewußte Aktion zu entlasten. Immer in "Angst" nichts falsch machen zu wollen. Es fehlte praktisch "aus Höflichkeit" nur noch seine vorherige Anfrage, ob er das tun darf, was er tun soll... obschon er Gegenspielern Knoten in die Knie spielen kann! Seine Stärke, intuitiv spielen zu können, muss er wahrnehmen. Dagegen gibt es keine Taktik! Seine Hemmungen warfen ihn zwangsläufig zurück. Keiner fällt perfekt vom Himmel. Nun, eine halbe Spielzeit später, wird deutlich, dass er willens und fähig ist, Verantwortung für die Mannschaft zu übernehmen. Er wirkt reifer. Das kalte Wasser eben... Weiter so.
Bei Thiele verlief die Performance ähnlich, was das Erlangen heutigen Bewußtseins angeht nun Führungsaufgaben in der Mannschaft wahrzunehmen, ja zu müssen und - ...zu können. Er war vor der Saison dazu auserkoren als Unerfahrener, aber im Vergleich zu Kefkir, als bereits Gefahr verbreitender Jungstürmer, am meisten von den Etablierten profitieren zu sollen. Darauf hatte er sich gefreut. Wie wir heute wissen war das Schicksal gegen ihn. Als Lückenfüller von Verletzten und durch eigene Daumenverletzung zurückgeworfen, musste er die Lücken stopfen, für die er gar nicht vorgesehen war. Sein Übereifer, einen Stammplatz zu festigen, bescherte ihm zudem eine rote Zwangspause, die ihn erneut in seiner Entwicklung handicapte. Nur ein Andersen im Rücken ist jedoch heute zu wenig um ihn das werden zu lassen, was wir alle von ihm erhoffen. So liegt für ihn vor allem darin die Hoffnung, genau wie bei Kefkir, das sich noch zwei weitere Spieler aufmachen Flaum abzustreifen, sich zu etablieren damit Führungsschwächen unserer Elf wettgemacht werden. Schumacher sehe ich dazu in den Startlöchern. Was gäbe TT wohl dafür heute einen fitten Flo oder einen Demai hinter sich zu haben um zum TNT zu werden. Solange dies nicht der Fall ist, versucht er selber den Spagat herzustellen, Paßgeber und Vollstrecker zu sein. Er ist gut beraten, die Aufgabe anzunehmen und den Restfrust der Saison in der Kabine zu lassen. Er wirkt gefestigter seitdem er die Identifikationsrolle annimmt, die er für diese Mannschaft hat. Als Leader. Er muss verstehen, daß ER einer derjenigen ist, an dem nun Andere wachsen müssen...

Diese Entwicklung zu beobachten macht für mich den Spielbesuch zur Zeit interessant. Hoffentlich bleiben sie uns beide erhalten...
__________________
Der Sport hat die Kraft die Welt zum Guten für den Menschen zu verändern. (Nelson Mandela)
Mit Zitat antworten
Folgende 12 Benutzer sagen Danke zu Pratsch-Gelb für den nützlichen Beitrag:
Aix Trawurst (25.04.2013), balu (29.04.2013), DerPaul (25.04.2013), Dirk (25.04.2013), Heinsberger LandEi (25.04.2013), josef heiter (25.04.2013), Mia Schwarz Gelb (25.04.2013), Mott (25.04.2013), Ruhrpott Alemanne (25.04.2013), Sascha (25.04.2013), zwergenfrau (25.04.2013)