Warum, bester Sportsfreund, sollte ich ausgerechnet Dich "verkackleiern"?
- Zumal ich ein großer Fan von Deinen informativen und in der Sache entschiedenen Postings gegen den rechten Rand im Stadion bin (und dabei auch den - sagen wir mal - robusten Lehrertonfall gegen Kritiker und Zweifler verzeihen kann. Du weißt selbst, dass ein solcher Auftritt nach einer ernst gemeinten Frage nur unter dem Schutz eines Avatars funktioniert; im personalen Disput würde Dir nach den Regeln der Diskursethik jetzt die Rolle des etwas zu sendungsbewussten Nerds zugeschrieben, bei dem jeder Widerspruch Verdacht erregt. Zu Studienzeiten war das immer ein Privileg der Linken. Aber diese Stilkritik soll mal unter uns bleiben. Ansonsten rufe ich Dir nur ein herzliches "Venceremos" zu
).
Aber zur Sache:
Da wir ja nun beide den Tivoli wohl seit Jahrzehnten regelmäßig besuchen (eigentlich finde ich es albern, mich damit zu schmücken), können wir auch festhalten, dass die heutigen Schmähgesänge sich nicht mit den Massenchören der frühen Neunziger oder den lautstarken & einschlägigen Parolen aus dem S-Block vergleichen lassen. Der letzte wirklich große Ausbruch datiert auf das Jahr 2006, dass war das Spiel gegen Gladbach. Und auf meinem Platz bekomme ich tatsächlich von anderen rassistischen Schmähungen kaum etwas mit. Und das liegt nicht nur daran, dass ich Eintritt bezahle, um mich auf das Spiel zu konzentrieren. Mein Gehör ist da sehr empfindlich. Nur an entsprechende Ausbrüche der "Supporters" kann ich mich in der Tat erinnern.
- So um 1993 habe ich übrigens zusammen mit Freunden mal für ein/zwei Monate den Tivoli gar nicht mehr besucht, weil uns das "Asylanten"-Geschrei auf den Wecker ging. Das war damals ein Massenphänomen. Dass wir dies in dieser ausgeprägten Form seit 2006 nicht mehr erleben mussten, ist doch auch ein Fortschritt, den es zu vermerken gilt. Und damit ist die Problemklientel und ihr Umfeld keinesfalls entlastet.
Entscheidender scheint mir aber, dass es im Stadion eine kleine Gruppe gibt, die den Tivoli als Kampfarena nutzt, dabei Einfluss auf Teile der Fanszene nimmt und von einer Haltung unterstützt wird, die in ihnen nur Alemannia-Fans sieht, die man auch gegen Angriffe von außen und die pöse Bresse verteidigt. Solange diese Leute auf dem Tivoli sicheres Hinterland vermuten und sich mit Teilen der Fanszene schmücken können, solange wird sich an der Gesamtsituation wenig ändern.