Einzelnen Beitrag anzeigen
  #48  
Alt 02.08.2012, 14:32
Benutzerbild von Blackthorne
Blackthorne Blackthorne ist offline
Foren-Legende
 
Registriert seit: 07.08.2007
Beiträge: 6.593
Abgegebene Danke: 1.045
Erhielt 3.112 Danke für 1.106 Beiträge
Das Märchen von der gelebten Demokratie

Es war einmal ein Aufsichtsratsvorsitzender einer Fußball-GmbH, der im Gremienland inmitten seiner uneigennützigen Gremienmitglieder so glücklich und zufrieden lebte wie weiland König Artus mit seinen Rittern der Tafelrunde.

Da geschah das Unfassbare: Ritter Horst (nomen est omen - mit den Rittern Horst gab es schon öfters Ärger) war nicht immer der gleichen Meinung wie sein Vorsitzender. Das erzürnte den Vorsitzenden derart, dass er darüber nachdachte, wie er ihn wohl loswerden könne.

Ritter Horst war zwar der von den Mitgliedern in das Aufsichtsgremium gewählte Mitglied, aber was soll's.

Seine Berater zeigten ihm den Weg auf. Zum Glück hat die Vereinssatzung für diesen Fall eine Lösung vorgesehen. Der Verwaltungsrat mit Ritter Manfred an der Spitze kann unliebsame Aufsichtsratsmitglieder abberufen.

Also schrieb der Aufsichtsratsvorsitzende einen Brief an den Verwaltungsrat und listete dort die gravierenden Versäumnisse und Verfehlungen des Ritters Horst auf und dokumentierte einen Vertrauensbruch. Er dachte, damit sei die unliebsame Sache erledigt und wollte fortan wieder glücklich und zufrieden inmitten seiner uneigennützigen Gremienmitglieder leben.

Doch was geschah? Ritter Manfred, der Vorsitzende des Verwaltungsrats, sah sich außerstande, eine Entscheidung zu treffen, da ihm Informationen und Belege fehlen würden.

Der Aufsichtsratsvorsitzende sann nach einem Ausweg aus dieser unglücklichen Lage. Plötzlich fiel es ihm wie Schuppen aus den Haaren: Es gab doch noch ein weiteres Gremium, nämlich das Präsidium, und, welch Glück: Zufälligerweise war der Aufsichtsratsvorsitzende auch noch Präsident und damit der Vorsitzende des Präsidiums.

Flugs wurde ein Gutachten in Auftrag gegeben, ob man denn auf Ritter Manfred und seine Mannen verzichten könne. Man mag es kaum glauben, aber schon wieder war dem Aufsichtsratsvorsitzenden das Glück hold. Der völlig neutrale und unbeeinflussbare Gutachter bescheinigte, dass Ritter Manfred nicht gebraucht werde.

Ritter Horst, der anstatt zu arbeiten irgendwo faul in der Sonne lag, war damit Geschichte und der Aufsichtsratsvorsitzende lebte wieder glücklich und zufrieden mit seinen uneigennützigen Gremienmitgliedern im Gremienland.

__________________
Geld ist nicht alles, aber ohne Geld ist alles nichts
Mit Zitat antworten
Folgende 4 Benutzer sagen Danke zu Blackthorne für den nützlichen Beitrag:
D@ny (03.08.2012), horst (02.08.2012), Stephanie (02.08.2012), WoT (03.08.2012)