Einzelnen Beitrag anzeigen
  #55  
Alt 28.08.2017, 10:21
tivolino tivolino ist offline
Foren-Legende
 
Registriert seit: 15.08.2007
Beiträge: 5.475
Abgegebene Danke: 5.149
Erhielt 10.259 Danke für 3.006 Beiträge
Zitat:
Zitat von Klenkes Beitrag anzeigen
Weiß denn wirklich keiner warum der Kölmel Vertrag stillschweigend verlängert wurde? Und warum überhaupt?
Ich verstehe die Frage nicht. Es weiß doch jeder, der Zeitung liest, dass Kölmel der GmbH im Herbst 2015 noch mal rund 250.000 Euro spendiert hat. Aber nicht als Darlehen, wie zunächst vermuten wurde, sondern eben als Gegenleistung für die Abtretung von 15 Prozent der TV-Gelder in diesem zusätzlichen 13. Jahr. Mit anderen Worten: Das damalige Versagerteam hat ein weiteres Stück Zukunft verpfändet, um seine in der Saison 15/16 extrem aus dem Ruder gelaufene Geldverschwendungssucht zu befriedigen. Wenn wir irgendwann wieder hochkommen, wird dieses Geschäft uns beziehungsweise unsere Vereinsnachfahren sicherlich mehrere Millionen Euro kosten.

Ich erinnere auch noch mal an die Zahlen: Die Rede war 15/16 von einem Saison-Defizit von 1,6 Millionen Euro, das nur deshalb auf ca. 800.000 Euro reduziert werden konnte, weil man als "Sondereffekte" eben diese 250.000 Euro von Kölmel und eine größere Zahlung von Infront als Signing Fee für eine Vertragsverlängerung (als weitere Verpfändung von Einnahmen in der Zukunft) verbuchen konnte. Der Jahresabschluss fürs erste Halbjahr 2016 mit den tatsächlichen (und wegen rückläufiger Zuschauerzahlen in der Rückrunde 15/16 und Zusatzausgaben für Abfindungen etc. womöglich noch schlimmeren) Zahlen liegt leider immer noch nicht vor, obwohl ihn Timo S. eigentlich vor der Insolvenz längst hätte fertigstellen und pflichtgemäß im Bundesanzeiger veröffentlichen können, als er noch in Amt und Würden war.
Auch erinnere ich daran, dass der Kölmel-Deal im Kern eine Vereinbarung zwischen Kölmel und dem e.V. ist. Das damalige Präsidium hat also im Prinzip Vereinsrechte verschachert, um der GmbH ein bisschen aus der aktuellen finanziellen Patsche zu helfen. Das ließ sich dank unserer hilfreichen Personalunion-Strukturen mit größteneils gleichen Köpfen im e.V.-Präsidium und dem GmbH-Aufsichtsrat ja auch prima eintüten.

Dumm nur, dass es als Kontrollorgan diesen blöden Verwaltungsrat gibt, den das Präsidium über so weitreichende Geldgeschäfte wie den Kölmel-2-Deal informieren und dessen Zustimmung einholen muss. Und noch dümmer, dass in diesem Verwaltungsrat ein paar kritische Leute saßen, die in Zusammenhang mit Kölmel 2 vielleicht unangenehme Fragen gestellt dazu hätten, weshalb das Geld eigentlich so dringend gebraucht wird...

Leider ist das alles kein Schnee von gestern. Präsidentschaftskandidat Martin Fröhlich ist am Donnerstag sehr konkret und unmissverständlich gefragt worden, ob er als damaliger Verwaltungsratsvorsitzender, der sowohl an den Präsidiums- als auch an den AR-Sitzungen teilnehmen durfte, sein komplettes VR-Gremium ordnungsgemäß und umfassend über das Kölmel-Geschäft informiert und ob er die Zustimmung der VR-Kollegen zhu diesem Finanzgeschäft eingeholt hat.

Seine "Antwort" war kein Ja und auch kein Nein, sondern ein philosophischer Vortrag über das sicherlich auch ihm selbst sowie seinen ehemaligen, gegenwärtigen und künftigen Mitstreiter innewohnende Wesen des Menschen, in dessen Natur es seit je her verankert sei, Fehler zu machen und in Demut aus Fehlern zu lernen. Amen. Danach folgten einige Ausführungen über die Geschichte des Kölmel-Deals und die damit verbundenen komplizierten juristischen Zusammenhänge. Und am Ende wusste immer noch keiner, ob Kölmel 2 denn nun unter bewusster Umgehung des Kontrollorgans VR eingetütet worden ist und inwieweit Herr Fröhlich möglicherweise federführend an einem satzungswidrigen Vorgehen mitgewirkt hat.

Aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Es würde sich sicherlich eine Gelegenheit finden, ihm diese Frage noch einmal zu stellen. Man kann, wie es bei der Alemannia derzeit Mode ist, die Vergangenheit aber natürlich auch ruhen lassen, die alten Fehler unter den Teppich kehren statt sie zu analysieren und aus ihnen zu lernen, und die zweite Insolvenz einfach weiter als unvorhersehbaren schweren Schicksalsschlag der Steuergotts betrachten.

Mir ist schon klar, dass mir dieser kritische Beitrag von einigen Leuten hier wieder als Miesmacherei, unnötige Verbreitung von Unruhe oder sonstwas Bösem ausgelegt werden wird. Aber Herr Fröhlich hätte meine Nachfragen leicht verhindern können, wenn er sich am Donnerstag einfach hingestellt, die Frage aus dem Publikum beantwortet und öffentlich erklärt hätte: Keine Sorge, Leute, das ist alles ordnungsgemäß und satzungskonform abgelaufen; ich habe mir in dieser Sache nichts vorzuwerfen, und ich bin auch keiner, der als Vorsitzender eines wichtigen Vereinsgremiums hinter dem Rücken der eigenen Kollegen heimlich Geldgeschäfte mit irgendwelchen TV-Rechtehändlern einfädelt.
Er hätte auch sagen können: Das ganze Geschäft war so gestrickt, dass gar keine Zustimmung des Verwaltungsrates erforderlich war.

Beides hat er aus welchen Gründen aber nicht sagen wollen oder können. Leider.
__________________


Geändert von tivolino (28.08.2017 um 10:31 Uhr)
Mit Zitat antworten
Folgende 7 Benutzer sagen Danke zu tivolino für den nützlichen Beitrag:
a.tetzlaff (28.08.2017), chris2010 (28.08.2017), Franz Wirtz (28.08.2017), Go (28.08.2017), Heinsberger LandEi (01.09.2017), Klenkes (28.08.2017)