Thema: Fanszene
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Alt 15.05.2011, 01:36
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Linksaußen Linksaußen ist offline
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Zitat von Beewood Beitrag anzeigen
Und ansonsten öffnest Du eine Schublade nach der anderen. "Alle" treiben sich in rechtsradikalen Kreisen rum.


Es gab in Aachen noch nie ein wirkliches Problem mit politischen Szenen. Die Figuren von früher gibt es auch noch heute und Sie haben auch heute keinen echten Einfluss.
Ich will mich nicht über Ultras und den ganzen Kram äußern. Ich möchte nur die zitierten Aussagen aus deiner Argumentation kurz diskutieren.
Dir ist klar, dass in Fußballstadien allgemein die rechtsextreme Szene Mitglieder über ihr apolitisches Fan-Sein seit mittlerweile Jahrzehnten rekrutiert hat und immer noch rekrutiert? Genau darum geht es ja den Leuten. Wenn nun ein Sascha Wagner bei einem Rudolf Hess Gedenkmarsch im Alemannia-Trikot auftritt, auf einem NPD-Bundesparteitag im Alemannia-Trikot auf das Rednerpult steigt(damals schön im Fernsehen zu gewesen), kann zwar die Alemannia nichts dafür, aber ist sein Fan-Sein dann unpolitisch? Oder ist das seine private Äußerung bei einer politischen Veranstaltung? Wenn er nicht alle, aber einzelne vor dem Fanprojekt anspricht - als geschulter Schulungsreferent der JN natürlich ohne politische Äußerung - zum Bier trinken sich verabredet und diese Leute später dann nur zufällig in der rechtsextremen Szene aktiv werden, ist das dann unpolitisch?

Du glaubst doch nicht, dass derartige Rekrutierungen ablaufen nach dem Muster: „Hallo, ich bin der Sascha, ne rechte Ratte, und ich würde dich gern in unserem Kreis aufnehmen. Wir finden den Führer toll, Göring, Himmler verabscheuen wir, aber die Strassers waren super. Haste Lust?“
Sorry, ich habe diverse Rekrutierungen als Teenager in Discos wie dem Make up und im Tivoli auf dem Würselener Wall in den 80ern mitbekommen, dabei Freunde verloren, als Leute wie Wolters, Wagner, Sloty, Everschor (letzterer ein auf diese sanfte Weise Rekrutierter) sich neue Leute herangezogen haben. Es läuft nämlich genau so ab, dass man Einzelne sich rausgreift und rüberzieht. Dass diese Leute hinterher vor dem Fanprojekt stehen, wie Wagner nach dem Spiel der Zwoten gegen SWE völlig unpolitisch Bier trinkt, geschieht nicht als unpolitische Tat, sondern weil es ihre Masche ist, sich Leute so heranzuziehen.
Fußball und Politik liegen (leider?) enger beieinander als du da meinst oder wie es mir erscheint, dass du meint . Nicht nur als Prinzip von Brot und Spielen, sondern auch als einfache Möglichkeit Leute in einer großen Masse, in der alle einen vermeintlich gleichen Nenner haben, ansprechen zu und greifen zu können (ich gebrauche den Begriff 'Greifen' durchaus klassisch) gehören sie für geschulte Gruppierungen zusammen.

Wie Svenc bereits sagte, hatten wir ein großes Problem mir Rechtsextremen in der Vergangenheit und wie du selbst sagst sind die Leute auch noch nicht weg, sondern immer noch da (wie eben Sascha Wagner) nur ihre öffentlichen Sprechchöre, die früher auf dem Tivoli auch für alle Ohren zu hören waren, sind jetzt nicht mehr laut.

Darin läge auch die eigentliche und liegt meine Kritik an hier und wo auch immer diskutierten möglichen repressiven Maßnahmen gegen KBU und KAL meines Erachtens begründet. Man macht sie (vielleicht) nur leise, aber ihre Haltung verändert man nicht. Sie sind jedoch immer noch da, greifen ihre Leute und werden wieder mehr, bis sie (wieder mal) nicht mehr leise sind. Aber genau das kann eben nicht der Weg sein, um diese Leute los zu werden. Kurzfristig mögen repressive Massnahmen gegen wen auch immer wirken, langfristig nicht! Ich halte daher nicht so viel von den Kriminalisierungsdebatten. Ich weiß aber auch derzeit keine andere Lösung. Vorübergehende Verbote mögen zumindest zeitweilig nützen, aber die letze Lösung sind sie nicht. Worin diese liegt, weiß ich aber ehrlich gesagt nicht.

Darüber hinaus möchte ich noch etwas allgemeineres dazu sagen, weil du das die politsche Existenz dieser Leute von ihrerer Fußball-Existenz trennst. Glaubst du, dass sie fußballerisch nette Menschen sind, weil sie ihre politische Menschlichkeit an der Garderobe des Stadioneingangs abgeben? Sind sie jetzt nur Alemannia-Fans, weil sie qua Betreten des Stadions jetzt nicht mehr die Vergasung von Juden, Sinthi, Roma, Jenischen, Behinderten und anderen gut finden? Sie sind also beim Betreten des Stadions auf einmal anderen Menschen? Vorher menschlich, jetzt Fans also gute Menschen? Vielleicht auch nur solange, bis sie die Mehrheit im Stadion nämlich errungen haben, und beim Einlauf der Mannschaften die Mehrheit den rechten Arm heben? Oder heute - wenn auch nur allein - gegnerische farbige Spieler als Asylanten beschimpfen (ja, die Saison 08/09 waren diese Einzelnen schon wieder ziemlich viele Einzelne und Alemannia zahlte 'nur' 30.000 Euro deswegen)?

Es geht mir wie gesagt nicht um Ultras, weder pro noch contra, sondern um die Verquickung, die du als unbedeutend kennzeichnest. Es geht mir auch um die Möglichkeiten der vermeintlich 'unbedeutenden' einzelnen Personen (aus der rechten politischen Szene) und der von ihnen angewendeten Mechanismen zur Rekrutierung. Also es ging mir auch nicht um einen Vorwurf gegen dich oder gegen wen auch immer, sondern um einen Diskussionsbeitrag.

Sollte wer syntaktische, grammatikalische, orthographische oder Interprunktionsfehler finden, möge er oder sie sie sich korrekt zusammen reimen. Ich habe viel zu viel geschrieben für einen Beitrag.
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