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Alt 07.01.2020, 11:56
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Mott Mott ist offline
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Die Nichtverlängerung des Kontraktes ist folgerichtig und logisch.

Einmal: Die sportliche Bilanz vor allem der laufenden Saison liest sich im besten Fall allzu mittelmäßig. Das gilt für Kaderplanung wie für den Rasen. Der Kader ist zu wenig ausbalanciert.

Unter Vertrag stehen zehn ausgewiesene bzw gelernte Abwehrspezialisten. Hinzu kommen die eigentlich defensiven Mittelfelder Pütz, Baum und Arifi. Auf der anderen Seite der Medaille prangen nur drei echte Stürmer, offensiv unterstützt durch die Mittelfeldkräfte Rüter, Batarilo und Bösing. Glowacz ist kaum zuzuordnen. Also spielen im Mittelfeld spielen mit Müller, Schmitt, Rakk und Garnier regelmäßig eigentliche Verteidiger. Spieler müssen immer wieder auf fachfremden Positionen funktionieren (z.B. Garnier, Glowacz). Mit Salata muss sogar ein Abwehrer bisweilen im Sturmzentrum ran.

Und genau so liest sich unser Spiel: Spielaufbau, Kreativität und Durchschlagskraft vor dem gegnerischen Tor stehen auf der Mängelliste ganz fett mit Edding geschrieben. Zu Beginn der Kilic-Ära und ganz vielleicht sogar in der vergangenen Saison musste man das notgedrungen akzeptieren. Mangelwirtschaft eben. Aber aktuell hätte man doch eine gewisse (spielerische) Weiterentwicklung erwarten dürfen. Dazu waren Spielraum und frühzeitige Planungssicherheit des Kaderplaners dann doch groß genug.

Zudem: Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass man in der Führungsetage dem ewigen öffentlichen Genörgel des leitenden Angestellten überdrüssig geworden war. Wäre ja auch nicht verwunderlich. Seit zwei Jahren immer wieder über die Medien erfahren zu müssen, dass der Sportchef mit den ihm gegebenen Rahmenbedingungen nachhaltig unzufrieden ist, hebt auf Dauer nicht die Stimmung. Vor allem dann nicht, wenn eben dieser Sportchef die Rahmenbedingungen bei seiner Vertragsunterzeichnung genau kannte. Und eben dieser Sportchef trotz der von ihm kritisierten Rahmenbedingungen forsch den Aufstieg als Saisonziel ausrief. Sauer aufgestoßen dürfte den Verantwortlichen sicherlich auch sein, dass Kilic seine Rundumschläge gerne zur Unzeit unternahm. Etwa einen Tag, bevor seine Chefs ein Gespräch mit der Stadtspitze hatten. Oder kurz nachdem es gelungen war, an der Sponsorenfront wieder Boden gut zu machen.

Die Reduzierung von FK entweder auf den Übungsleiter oder den Kaderplanung konnte nicht wirklich eine Alternative sein. Erstens hatte Kilic schon sehr früh für sich ausgeschlossen, weiterhin in der vierten Liga trainieren zu wollen. Zumal er sich nach all den Jahren allumfassender Gestaltungsfreiheit bestimmt nicht dem Diktat eines ihm vorgesetzten Sportdirektors gebeugt hätte. Andersrum wären die Arbeitsbedingungen für jeden Trainer der Welt unter dem „Übervater“ Kilic potentiell unerträglich gewesen. Diese Sollbruchstellen durfte man einfach nicht schaffen.

Unter dem Strich ist Kilics Abschied vom Tivoli konsequent, alternativlos und für alle Seiten die sauberste Lösung. Auch, weil alle Parteien erhobenen Hauptes aus der Nummer raus kommen.

Kilic ist es gelungen einen mehr als taumelnden Verein sportlich zu stabilisieren und eine solide Basis zu schaffen. Dafür gebühren ihm Respekt und Anerkennung. Für eine Weiterentwicklung und den dringend benötigten nächsten Schritt fehlt ihm aus meiner Sicht etwas. Taktisch und systemtechnisch zum Beispiel.
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