PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Alemannia Aachen Handball: Wie Phönix aus der Asche (sehr lang)


echteralemanne
16.04.2013, 05:56
HVM Magazin von Lars Wertgen:
"Alemannia Aachen Handball – eine kleine Abteilung im gebeutelten Traditionsverein auf dem Weg nach oben

Alemannia Aachen: Wie Phönix aus der Asche
Die Handballsparte von Alemannia Aachen stand über eine Dekade für hochklassigen Handball, bevor 1998 das vorerst letzte und traurigste Kapitel der Vereinsgeschichte geschrieben wurde. Über ein Jahrzehnt später werden die Alemannia-Annalen fortgesetzt. Das neue Motto: „Jeder ist willkommen!“

Für die zweite Mannschaft von Borussia Brand ist es saisonübergreifend der 35. Punktspielsieg in Folge, für die unterlegene Alemannia ist die knappe 24:25-Niederlage verkraftbar, denn sie unterstreicht vielmehr die positive und ungebrochene Entwicklung des Vereins – und dass man immer näher an den Klassenprimus heranrückt.

In der vergangenen Saison wurde erstmals seit fast 15 Jahren wieder eine Seniorenmannschaft der Alemannia in den Ligawettbewerb geschickt. Die Erfolgsgeschichte beginnt in der 3. Kreisklasse. 18 Spiele später steigt Aachen mit lediglich drei Niederlagen im Gepäck und fast im Gleichschritt mit Borussia Brand II auf. Der Abstand zur Borussia schmilzt jedoch unaufhörlich: Am vorletzten Spieltag fegte die Borussia den neuen Konkurrenten noch mit elf Toren Differenz aus der Halle, in dieser Saison – 2. Kreisklasse – schnupperte Aachen bereits zwei Mal an der Sensation; verlor zunächst nur mit zwei Toren. Anfang des Jahres steigerte man sich erneut; nur noch ein mickriges Törchen trennte die beiden Clubs. Das klare Signal: Die Alemannia ist wieder auf dem Weg nach oben und will wieder auf HVM-Ebene spielen. In den 1970er Jahren spielte man eine kurze Zeit sogar in der Regionalliga, bis zur Auflösung in die Landes- und Oberliga. „Wir treffen immer wieder auf eingespielte und ausgebuffte Mannschaften, die schwer zu knacken sind. Es kann daher sein, dass ein Aufstieg nicht jedes Mal klappt. Aber dann greifen wir im nächsten Jahr wieder an“, zeigt sich Abteilungsleiter Werner Krause optimistisch. „Wie sich die Jungs als neugegründete Mannschaft und Aufsteiger verkaufen ist sensationell.“

Krause und Jörg Pestel gelten als Väter der Aachener Wiedergeburt – der Handballsparte, die 1998 nach 75-jährigem Bestehen in erster Linie aus finanziellen Gründen abgesägt wurde. Immer mehr Alemannia-Anhänger hatten seitdem Interesse am Handball gezeigt. „Viele Fans halten es nicht nur mit den Fußballern, sondern sind an zahlreichen Sportarten interessiert, für die die Alemannia steht“, weiß Krause. Die erste Bewerbung für eine Wiederaufnahme scheiterte 2008, bevor ein Jahr später auf der Mitgliederversammlung mit knapper Mehrheit ein erster Punktsieg erreicht werden konnte. „Tut keinem weh, tretet niemandem auf die Füße“, soll die Vorgabe des damaligen Vorstands gewesen sein. Es sollte auch nur im Jugendbereich gearbeitet werden. Der Hauptverein hatte anscheinend Angst, dass man als namhafter Verein anderen etablierten Handballclubs die Spieler weggenommen könnte. Die Sparte finanziert sich selbst, hat eigene Beiträge und Sponsoren, wobei die Akquise möglicher Unterstützer erst im Vorfeld mit dem Hauptverein und seinen Sponsoren abgesprochen werden muss. „Ohne die großzügige Unterstützung des Förderkreises Alemannia Aachen 2000 wäre dabei der Aufbau kaum möglich gewesen“, bedankt sich Krause.

Niederschmetternder Start
Vor dem ersten Training wurden Bälle aus der privaten Kasse angeschafft; später folgten Trikotsätze. „Jeder der Lust hat Handball zu spielen, wird eingebunden und von uns begleitet“, öffnet Krause jedem die Türe. Eine Philosophie, die jedoch zunächst wenig Gehör fand: Nach einiger Vorlaufzeit fand das erste Training der Jugend in der urigen kleinen Turnhalle einer Grundschule statt. Drei Betreuern und dem Leiter der Abteilung standen anfangs zwei Kinder gegenüber. Kein Grund zu kapitulieren. „Natürlich war das ernüchternd, uns war aber auch klar, dass sich das Projekt langsam entwickeln wird“, blickt Krause zurück. Aushänge und Infostände in der Nähe der Halle und vom Stadion bewarben das neue Angebot, eine Internetseite wurde eröffnet und über das Alemannia Forum eine große Zielgruppe angesprochen.

Von Woche zu Woche wurde die Anzahl größer, Kinder von fünf bis zwölf Jahren sammelten erste Erfahrungen mit dem Ball. „Nach einiger Zeit platzte die Halle auseinander“, so Krause, über eine 24 mal 12 Meter große Trainingsstätte, in der nicht einmal Tore zur Verfügung standen. Nach Verhandlungen mit dem Sportamt bekam man schließlich Monate später eine handballgerechte Halle. In der Dreifachhalle sind mittlerweile rund dreißig Kinder von 6 bis 14 Jahren, aufgeteilt in zwei Gruppen, betreut von bis zu fünf Trainern, aktiv. Bei den jetzigen C-Jugendlichen ist ein ausgebildeter Sportlehrer aktiv. Andere Trainer und Jugendbetreuer wurden ausgebildet und gefördert. Im Herrenbereich hat Coach Andreas Mohren aktiv Regionalliga-Handball gespielt.

Die ersten Handballtage und Freundschaftsspiele folgten Mitte 2010 und sollten an die Jugendlichen an den Spielbetrieb gewöhnen, der zu dem Zeitpunkt noch nicht möglich war, zumal fast alle Kinder vorher keinerlei Erfahrung mit Handball hatten. „Wir hätten nie jemanden nach Hause geschickt, sondern kriegen jeden irgendwie unter – solange er will“, so Krause über seine Schützlinge, die häufig aus Elternhäusern ohne sportlichen Hintergrund kommen und sich erst an das Vereinsleben gewöhnen müssen.

Haushohe Niederlagen erlebten sowohl die jüngeren E-Jugendlichen als auch die älteren C-Jugendlichen. Torerfolge wurden fast ausschließlich auf der gegnerischen Seite verbucht, an der Tagesordnung standen vielmehr 40 bis 50 Gegentore. „Aber auch diese schwierigen Zeiten wurden gemeistert, die C-Jugend siegt beispielsweise mittlerweile öfter als dass sie verliert“, zeigt sich Krause stolz. Die Jugendmannschaften werden mit deutlich jüngeren Spielern aufgefüllt. Immer wieder stoßen neue Kinder dazu. Auch die Minis, die weiter in der ursprünglichen kleinen Halle trainieren, erfreuen sich großen Zuspruchs und hatten im Dezember 2012 ihr erstes Turnier. „Wir starten mit Anfängern, aber die haben sich super gesteigert, und so mancher Gegner reibt sich mittlerweile verwundert die Augen.“ Das Konzept trägt immer mehr Früchte: „Es fängt so langsam an, dass Spieler zu uns möchten, weil sie sehen, dass sich hier etwas entwickelt und sie mitwirken wollen“, erklärt Krause. Ein Punkt wurde dagegen zwar immer wieder angegangen, ist jedoch bisher nicht von Erfolg gekrönt: der Aufbau einer Frauenmannschaft.

Die Herren sind schon einen Schritt weiter. Nach längerer Vorlaufzeit stieg man 2011 trotz fehlender städtischer Sporthalle – trainiert wird immer noch in einer alten Kaserne – in den Ligabetrieb. Trotz starker Konkurrenz und des kompletten Neuaufbaus einer Mannschaft mit Spielern, die vorher noch nie zusammengespielt hatten, gelang umgehend der Aufstieg von der 3. Kreisklasse in die 2. Kreisklasse. Auch in dieser Saison spielt man oben mit und möchte durch stetige Verstärkungen in den kommenden Jahren irgendwann den Kreis verlassen, um wieder auf Landesebene mitspielen zu können. Die Zuschauerresonanz ist schon heute bemerkenswert. Bei einigen Partien in der 3.Kreisklasse wurden bis zu 150 Zuschauer gezählt „Das Team wäre sicher eine Bereicherung für höhere Ligen“, findet Krause. Um den weiteren Aufbau voranzutreiben und die stetigen Neuzugänge einbauen zu können, ist geplant, die erste Mannschaft weiter zu verstärken, um leistungsorientierten Handball spielen zu können. Ab der nächsten Saison will man eine zweite Mannschaft installieren. „Wir denken an eine “Just for Fun“ Mannschaft“, erklärt Krause.

+++ Kasten +++
Kurz notiert
In Aachen wurden innerhalb von drei Jahren vier Trainingsgruppen installiert. Die Mitgliederzahl konnte von null auf knapp 100 gesteigert – darunter 70 Aktive. Die Handballsparte wächst stetig und befindet sich auf einem guten Weg. „Für den weiteren Ausbau der Abteilung werden weitere Hallenzeiten, der ein oder andere weitere Spieler und Trainer sowie ein wenig Geld benötigt“, so Abteilungsleiter Krause.
+++ Kasten +++"

Anderl
17.04.2013, 09:36
... Die Handballsparte wächst stetig und befindet sich auf einem guten Weg. „Für den weiteren Ausbau der Abteilung werden weitere Hallenzeiten, der ein oder andere weitere Spieler und Trainer sowie ein wenig Geld benötigt“, so Abteilungsleiter Krause.

Oh, oh ...! :eek: Zum Glück hat der PTSV noch keine Handballabteilung.:heilig:

Au Hur
17.04.2013, 10:12
Oh, oh ...! :eek: Zum Glück hat der PTSV noch keine Handballabteilung.:heilig:


Volleyball aber auch nicht ;)

http://www.ptsv-aachen.de/de/sportprogramm.html